„[…] und dann habt Spaß. Jeden Tag, bis zum letzten.“
Christiane zu Salm ist ehrenamtliche Sterbebegleiterin und hat Sterbende gefragt, wie sie im Angesicht des Todes auf ihr Leben zurück blicken. Diese Nachrufe berichten von Glück und von Traurigkeit, von Liebe und von Verbitterung, von Einsamkeit und Erfüllung, von verpassten Chancen und von begangenen Fehlern.
Die „Betrachtung des Lebens aus der Perspektive des Sterbens“ macht sehr nachdenklich, was das eigene Leben angeht: Ist man zufrieden und glücklich mit dem, was man hat? Was möchte man anders machen? Was würde man selbst im Angesicht des Todes erzählen?
Viele der Geschichten haben mich traurig gemacht, vor allem, wenn der/die Erzählende das Gefühl hatte, eigentlich nichts aus seinem/ihrem Leben gemacht zu haben, kein interessantes Leben gehabt zu haben, sich zu sehr an den Bedürfnissen und Wünschen anderer orientiert zu haben, ohne das zu tun, was er/sie selbst am liebsten getan hätte, oder wenn er/sie mehrfach enttäuscht wurde, ohne das jemals anzusprechen oder aufzuklären. Aber es gab auch sehr positive Geschichten, die von einem spannenden, erfüllten Leben berichten und in denen Sterbende ohne Angst und ohne das Gefühl, noch nicht fertig zu sein mit ihrem Leben, in den Tod gehen.
Die einzelnen Nachrufe lesen sich sehr flüssig. Dennoch habe ich wochenlang an dem Buch gelesen, da ich immer nur wenige Berichte nacheinander lesen konnte.
Dieser Mensch war ich ist kein einfaches, aber ein sehr bewegendes, zur Selbstreflexion anregendes und Hoffnung gebendes Buch.
Christiane zu Salm: Dieser Mensch war ich. Nachrufe auf das eigene Leben. Goldmann, 2015, 256 Seiten; 9,99 Euro.
Dieser Post ist Teil des Vergänglichkeit-Monatsthemas im November 2020.