Die letzten Hexen von Blackbird Castle von Stefan Bachmann

„Eine wahre Blackbird ist gesegnet mit Gewitztheit, Klugheit, einer scharfen Zunge und der Macht, das Böse der Nacht und des Nebels abzuwehren. Doch dafür tragen die Angehörigen dieser Familie eine schwere Last und werden sowohl von den Lebenden als auch den Toten gefürchtet.“ (Seite 57)

Die 12-jährige Zita Brydgeborn ist im Waisenhaus aufgewachsen und arbeitet nun als Dienstmädchen für die 97-jährige Witwe Mrs. Boliver. Durch einen Brief, der ihr durch eine Vogelscheuche zugestellt wird, erfährt sie, dass sie die Alleinerbin von Blackbird Castle und dem umgebenden Anwesen ist.

Sie wird um ihr Erscheinen vor Ort gebeten, und als sie in Blackbird Castle erscheint, erfährt sie, dass ihre Familie die mächtigste der herrschenden Hexenfamilien ist und dass alle Mitglieder ihrer Familie durch einen Fluch getötet wurden.

Zita wird von der früheren Freundin ihrer Mutter – Ysabeau Cantanker – wenig begeistert im Schloss aufgenommen und in verschiedenen Hexenkünsten unterrichtet.

Ich gehöre eigentlich nicht zur Zielgruppe dieses Buches, weder in Bezug auf mein Alter, noch lese ich normalerweise Fantasy. Die Geschichte hat aber mein Interesse geweckt, und schon der stimmungsvolle, etwas düstere Einstieg ins Buch hat mir sehr gefallen.

Auch im Verlauf hat mich der Roman gefesselt und begeistert, wirkt (trotz des magischen Themas) durchweg authentisch, gut durchdacht und ist vor allem extrem atmosphärisch. Stefan Bachmann beschreibt die Handlungsorte und die Personen so genau und lebendig, dass man beim Lesen das Gefühl hat, mit vor Ort zu sein und alles selbst zu erleben.

Auch sprachlich ist der Roman sehr gelungen und sehr besonders. Die Sprache hat mich bisweilen an die Flavia-de-Luce-Reihe von Alan Bradley erinnert; auch hier trifft man auf ungewöhnliche Wörter und Phrasen, die verspielt sind und die an ferne Zeiten erinnern, aber trotzdem nicht antiquiert wirken. Ich fand diesen Stil sehr amüsant, sehr glaubwürdig und vollkommen passend für die Geschichte.

Aspekte des Buches haben mich an andere Bücher erinnert: die Sprache an Flavia de Luce, bestimmte Details an die Harry-Potter-Reihe von J.K. Rowling, an His Dark Materials von Philip Pullman und an Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien. Trotzdem ist Die letzten Hexen von Blackbird Castle alles andere als ein Abklatsch anderer Geschichten, sondern ein einzigartiger und wunderbarer Mix verschiedener Elemente, die einem bisweilen etwas bekannt vorkommen, die aber stets eine eigene Note aufweisen.

Stefan Bachmann: Die letzten Hexen von Blackbird Castle. Aus dem amerikanischen Englisch von Stefanie Schäfer. Diogenes Verlag, 2023, 288 Seiten; 18 Euro.

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