„Wer dieses Buch liest, kann sich einfühlen in das was geschieht, wenn eine Psychose beginnt, wenn sie immer heftiger wird und die Kranken schließlich überwältigt.“ (Klappentext)
Klaus Conrad befasst sich in seinem Buch, das in erster Auflage bereits 1959 erschien, mit dem Trema (u.a. Fehlhandlungen, initiale Depression, Misstrauen, Wahnstimmung), der apophänen Phase (u.a. Wahnwahrnehmung, Bekanntheits- und Entfremdungserlebnisse, Omnipotenz, Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung, Gedankenlautwerden), der apokalyptischen Phase (u.a. Katatonie), der Konsilidierung und dem Residualzustand.
Im zweiten Teil des Buches geht er näher auf die Schübe und die Prozessformen ein.
Ich befasse mich schon sehr lange mit Psychosen und habe sehr viel zum Thema gelesen. Besonders beeindruckt hat mich Eugen Bleulers Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien, und laut Asmus Finzen hat seit der Erscheinung von Bleulers Werk „kein Buch unser Bild von der Krankheit in vergleichbarer Weise geprägt“ (Seite 7), was mich von Anfang an noch neugieriger auf Conrads Buch gemacht hat.
Der Einstieg war sehr theoretisch, auch der Rest des Buches ist über weite Strecken hinweg sehr anspruchsvoll und eher schwierig zu lesen, so dass ich für die Lektüre recht lange gebraucht habe, obwohl mir das Thema generell sehr geläufig ist und ich eine schnelle Leserin bin.
Das Buch ist sprachlich und inhaltlich herausfordernd, ermöglicht aber Einblicke ins Thema, die einzigartig sind. Ich habe mir hier auch viele Textstellen markiert, z.B. spannende und hilfreiche Analogien, die mein Verständnis von Psychosen bereichert haben.
Conrad bietet in seinem Buch einen sehr ausführlichen Fallbericht mit einer diagnostischen Einordnung, dem Erklären von Symptomen und allgemeinen Erläuterungen, was sehr beim Verstehen und Einordnen-Können unterstützt.
Auch im weiteren Verlauf präsentiert Conrad zahlreiche Fallberichte, die anschaulich und praxisnah sind, obwohl es sich um Fälle aus den 1940er Jahren handelt.
Klaus Conrad: Die beginnende Schizophrenie. Versuch einer Gestaltanalyse des Wahnsinns. Psychiatrie Verlag, 2013, 282 Seiten; 30 Euro.