„Es gab vielleicht einen harmlosen Grund, warum sie verschwunden war, aber das war nicht wahrscheinlich. Sie wusste etwas. Sie war für irgendjemanden eine Gefahr.“ (Seite 28)
Die ehemalige Verlegerin Susan Ryeland hat gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Andreas London verlassen und auf Kreta ein Hotel eröffnet. Eines Tages sucht ein reiches Ehepaar Susan auf und bittet um Hilfe: Vor acht Jahren wurde am Hochzeitstag ihrer Tochter Cecily, die im eigenen Hotel ihre Trauung feierte, ein Hotelgast mit einem Hammer erschlagen. Als Täter wurde damals ein vorbestrafter Hotelangestellter identifiziert, der die Tat schließlich auch gestand.
Acht Jahre später liest Cecily den Kriminalroman Atticus unterwegs vom mittlerweile verstorbenen Alan Conway, der vom Mordfall inspiriert wurde, und ist sich sicher, dass der falsche Mann im Gefängnis sitzt, weiß durch die Lektüre, wer der eigentliche Täter ist.
Noch bevor Cecily ihren Verdacht publik machen kann, verschwindet sie spurlos. Susan, die damals das Buch von Conway verlegte, soll nun im Vereinigten Königreich ermitteln, was sich damals zugetragen hat, und Cecily finden. Da sie hierfür viel Geld angeboten bekommt, was sie dringend im Hotel benötigt, macht sie sich auf den Weg nach England.
Ich habe schon einige Romane von Anthony Horowitz gelesen und bin jedes Mal begeistert, denn seine Bücher sind ebenso klug wie packend geschrieben, und das ist auch bei Der Tote aus Zimmer 12 nicht anders.
Der Tote aus Zimmer 12 liest sich, wie von Horowitz gewohnt, flüssig und ist ziemlich raffiniert. Im Gegensatz zu anderen Horowitz-Romanen habe ich ein wenig länger gebraucht, bis ich mich eingelesen hatte, aber dann wurde ich perfekt unterhalten.
Richtig toll fand ich, dass der Roman Atticus unterwegs nicht nur erwähnt wird und eine wichtige Rolle spielt, sondern sogar Teil von Der Tote aus Zimmer 12 ist, so dass der Leser diesen Roman, der Cecily auf die richtige Fährte brachte, komplett lesen und mittüfteln kann.
Die Auflösung war spannend und überraschend, aber meiner Meinung nach einen Ticken zu spitzfindig (und damit etwas konstruiert), was dem Lesevergnügen letztendlich aber keinen Abbruch getan hat.
Anthony Horowitz: Der Tote aus Zimmer 12. Übersetzung von Lutz-W. Wolff. Insel, 2022, 601 Seiten; 24 Euro.