Der Osten ist ein Gefühl. Über die Mauer im Kopf von Anja Goerz

„Habt im Blick, was uns verbindet, sucht nicht, was uns trennt.“

Anja Goerz erlebte das Aufeinanderprallen der ostdeutschen und der westdeutschen Mentalität im Job, wollte deshalb genauer wissen, was die „ost-westlichen Befindlichkeiten und Denkweisen ausmacht“ und hat dafür unterschiedliche Menschen aus der Ex-DDR zu ihrem Leben befragt. Sie hat zudem „versucht, Menschen im Westen zu finden, die einige Fragen ‚von der anderen Seite‘ beleuchten“.

Ich bin in der DDR aufgewachsen, war zur Zeit des Mauerfalls 13 Jahre alt und habe ab 1994 22 Jahren im Westen Deutschlands gelebt.

Der Osten ist ein Gefühl enthält Lebensberichte von Promis und von ganz normalen Menschen, wobei mir letztere meist besser gefallen haben, weil sie mich eher an meine eigene Kindheit erinnerten und insgesamt lebensnaher waren. Ich hätte mir aus diesem Grunde mehr Geschichten von Alltagsmenschen gewünscht und lieber von ihrem Leben gelesen.

Alles in allem habe ich mich oft an meine eigene Kindheit erinnert gefühlt, was ich sehr schön fand und was dafür gesorgt hat, dass einige Erinnerungen aufgefrischt wurden. Neben Bekanntem habe ich aber auch viel Neues gelesen, z.B. über Themen, mit denen ich mich bisher nicht auseinandergesetzt hatte und über die ich deshalb kaum etwas wusste (z.B. Besonderheiten bezüglich Ehe und Kindern etc.).

Was ich vermisst habe, ist ein Resümee der Autorin. Zwar kommen viele Menschen zu Wort, aber ich hätte mir gewünscht, dass sie die angesprochenen Themen noch etwas zusammenfasst, denn auf „die Mauer im Kopf“ wird gar nicht explizit eingegangen – z.B. im Sinne einer umfassenden Analyse, was der Titel meiner Meinung nach verspricht.

Anja Goerz: Der Osten ist ein Gefühl. Über die Mauer im Kopf. dtv, 2019, 208 Seiten; 11,90 Euro.

Dieser Post ist Teil des DDR-Monatsthemas im November 2019.

Dazu hab ich auch was zu sagen!