„Widerspruch ist ein Grundmoment des menschlichen Daseins.“ (Zitat von Ernst Cassirer, CD 1, Track 1)
Rahel und Peter sind seit fast drei Jahrzehnten verheiratet, doch ganz gemächlich haben sie sich voneinander entfernt, und als Peter Probleme an der Uni bekommt, kommt es zu einem größeren Bruch. Doch die beiden bleiben zusammen, und ein gemeinsamer Urlaub soll helfen, sich darauf zu besinnen, was sie im Leben und im Zusammensein miteinander noch möchten.
Als das gebuchte Ferienhaus wenige Tage vor ihrem Urlaub abbrennt, ist die gemeinsame Auszeit in Gefahr, doch dann meldet sich Ruth, die Rahel um Hilfe bittet: Ihr Partner Viktor hatte einen Schlaganfall, und sie möchte ihn in die Reha begleiten, sucht deshalb händeringend jemanden, der auf ihr Haus aufpasst und sich um ihre Tiere kümmert. Rahel sagt zu, und dann verbringen sie und Peter drei Wochen in der Uckermark.
Mir gefällt, wie Daniela Krien den Alltag von Menschen beleuchtet, die genauso gut der Leser selbst sein könnten, so lebensnah sind sie und die Themen, die Krien anspricht. In Der Brand geht es um ein Paar, das nach vielen gemeinsamen Jahren an dem Punkt angekommen ist, an dem nicht mehr klar ist, was sie noch zusammenhält. Die beiden sind ein eingespieltes Team, können sich aufeinander verlassen, aber die Leidenschaft ist versickert, und immer wieder kommt es zu kränkenden Momenten.
Krien arbeitet bei der Beschreibung ihrer Figuren sehr genau heraus, wie die feinen Nuancen bei der Interaktion zwischen den Personen aussehen, was ihr Leben ausmacht, wie sie mit Konflikten, Wendungen etc. umgehen, wie sie auf die Welt, auf ihr Leben, ihren Partner, ihre Kinder etc. blicken.
Wirklich sympathisch fand ich keine der Figuren in Der Brand, aber glaubwürdig sind sie allesamt, und so habe ich mich trotzdem voll und ganz in die Geschichte eindenken und einfühlen können.
Daniela Krien: Der Brand. Gelesen von Dagmar Manzel. Diogenes, 2021; 15,95 Euro.