Das Lächeln der Vergangenheit von Birgit Weidt

„Tropische Nächte sind Hörspiele: Zikaden zirpen, laut klatschen die Flughäute der Flughunde, Wildtauben gurren, heiser klingt der Schrei eines Falken. Aus der Ferne höre ich das tosende Meer, wie es an die Küste schlägt. Ich lausche noch eine ganze Weile in die Dunkelheit hinein, bis mich die Müdigkeit übermannt.“ (Seite 92)

Immer wenn ich nach Australien reise, empfinde ich den roten Kontinent als das Ende der Welt. Aber Neukaledonien liegt noch dahinter! Und hierhin zieht es Birgit Weidt, die seit ihrer Kindheit von Neukaledonien schwärmt und träumt, seit sie von ihrem Großvater eine Holzmaske von der pazifischen Inselgruppe zum Spielen bekommen hat. Die Maske war für den Großvater ein Talisman, und Weidt möchte nicht nur die Südseeinseln kennenlernen, sondern auch dem Geheimnis der Maske auf die Spur kommen.

In Das Lächeln der Vergangenheit erzählt Weidt von Nouméa und Nizza, Stammeshäuptling und Trampen, Mäusen und Kobolden, Zauber und Ahnenkult, Kanak und Kolonialherren, Stammesritualen und Gastgeschenken, Masken und Schlafhaus, Hebamme und Flechttechnik, Totemismus und Christentum, Pferden und Kokosnüssen, Fotos und Jenseits, Kricket und Fußball, Sandelholz und Skulpturen, Papageienfischen und Naouliseife, Medizinmann und Orakel, Taro und Yams, Märchen und Lifou-Sprache, Muschelgeld und Kava, Nickelminen und Tapastoffen.

Weidt nimmt den Leser mit in eine ferne Welt, in der Magie und Zauber noch eine zentrale Rolle im Alltagsleben spielen. Ich habe mich vor ein paar Jahren schon etwas intensiver mit der Südsee beschäftigt, aber habe mit Das Lächeln der Vergangenheit viele spannende Einblicke in das Leben in Neukaledonien bekommen, viel dazugelernt und Fernweh entwickelt, obwohl ich auf den ersten Seiten die Befürchtung hatte, dass das Buch eher einseitig von Zauber, Ritualen und Religion berichtet. Das hat sich jedoch bald als Trugschluss herausgestellt, denn Weidt erfasst die gesamte Komplexität Neukaledoniens, ihre Erfahrungen, Erzählungen und Erlebnisse decken viele Aspekte der Inselgruppe ab.

Das Lächeln der Vergangenheit ist stimmungsvoll, und die Schilderungen sind detailreich und lebendig, so dass diese ferne Welt auf einmal ganz nah erscheint und einem vertraut und bekannt vorkommt.

Birgit Weidt: Das Lächeln der Vergangenheit. Eine Entdeckungsreise zu den Ureinwohnern Neukaledoniens. DuMont Reiseverlag, 2018, 256 Seiten; 14,99 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!