„Wenn dies das Feuer war, waren sie die Flamme. Sie waren Teil davon, geschützt in der Glut.“ (Seite 22)
Als 2019 der unbewaffnete Highschoolschüler Alfonso Curiel im eigenen Hinterhof von einem Polizisten erschossen wird, kommt es in Los Angeles zu Unruhen. Die Stimmung in der Stadt ist aufgeheizt, und die Bewohner von LA fühlen sich an ähnliche Begebenheiten mit rassistischem Hintergrund erinnert, die immer wieder Schlagzeilen machen.
In dieser turbulenten Zeit verweben sich die Schicksale von zwei ganz unterschiedlichen Familien:
Der 44-jährige Ray wird nach zehn Jahren Haft aus dem Bundesgefängnis entlassen. Mit Hilfe seiner Ehefrau Nisha, die all die Jahre auf ihn gewartet hat, und ihren gemeinsamen Kindern Dasha und Darryl versucht Ray, wieder zurück in den Alltag zu finden, Fuß zu fassen, einer ehrlichen Arbeit nachzugehen.
Die 27-jährige Grace ist die Tochter koreanischer Einwanderer, lebt bei ihren Eltern und arbeitet in der Apotheke der Eltern. Als es zu einer Katastrophe kommt, muss Grace erkennen, dass sie kaum etwas über die Vergangenheit ihrer Eltern wusste.
Steph Cha hat es mir anfangs nicht leicht gemacht: Ich bin immer wieder mit den Namen und den Verbindungen zwischen den Figuren durcheinander gekommen, obwohl die Anzahl der handelnden Personen eigentlich recht überschaubar ist.
Der Schreibstil hat mir von Anfang an gut gefallen, aber ich habe erst dann richtig in die Geschichte gefunden und war gefesselt, als sich die Wege der beiden Familien gekreuzt haben. Von da an empfand ich den Roman als meisterhaft konstruiert und extrem packend, berührend fand ich ihn von Beginn an.
Brandsätze ist ein Roman über Rache und Neuanfang, Gefängnis und Freiheit, Ungleichbehandlung und Vorurteile, Hass und Vergeben sowie über den Teufelskreis von Gewalt und Gegengewalt.
Steph Cha: Brandsätze. Aus dem amerikanischen Englisch von Karen Witthuhn. ars vivendi verlag, 2020, 335 Seiten; 22 Euro.
Dieser Post gehört zum Kolonialismus-Monatsthema im Juni 2021.