
„Wir mögen uns vielleicht für Retter und Unheilverhinder halten, tatsächlich aber schauen wir den Dingen seelenruhig beim Entgleisen zu.“ (Track 6)
Die Eltern der Ich-Erzählerin verlassen das beschauliche Weinheim und ziehen nach Kassel. Dort bewohnen sie ein großen Haus, fühlen sich aber nie richtig wohl, heimisch, angekommen oder glücklich. Und dann verlassen sie das Haus und ziehen in eine Wohnung.
Miriam Böttger erzählt in ihrem Roman, mit autobiografischem Charakter, von ihrer Familie – vom Vater, der schließlich stirbt, und von der Mutter, die hilflos zurückbleibt. Sie erzählt von ihrer pessimistischen, schwarzmalenden Mutter, die klagsam und unglücklich ist.
Ich empfand den Roman, der von Inka Löwendorf sehr gelungen eingelesen wird, als sehr authentisch und glaubhaft beschriebenes Buch über eine Familie aus dem Mittelstand, die aus materieller Sicht alles hat und trotzdem unzufrieden ist, ein unglückliches Leben am vermeintlich falschen Ort verbringt.
Im Gegensatz zu anderen Rezensenten, die die Negativität der Mutter und damit auch stellenweise des Romans als eher belastend oder sehr störend empfanden, fand ich den Roman eher sarkastisch, bitterböse und erheiternd geschrieben.
Trotz alledem hat mich der Roman nicht so richtig fesseln können, aber ich habe ihn trotzdem gern gehört und wurde ein paar Stunden gut unterhalten.
Miriam Böttger: Aus dem Haus. Ungekürzte Lesung von Inka Löwendorf. Argon, 2024; 13,95 Euro.