Maschinen wie ich von Ian McEwan (Hörbuch)

„In dem Moment, da wir im Verhalten keinen Unterschied mehr zwischen Mensch und Maschine erkennen können, müssen wir der Maschine Menschlichkeit zuschreiben.“ (CD 3, Track 6)

Charlie ist verliebt in seine Nachbarin Miranda, und obwohl diese Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen, ist ihre Liebesgeschichte von Anfang an kompliziert, denn nach dem Kauf eines der ersten lebensechten Androiden – Adam – führen sie gewissermaßen eine Beziehung zu dritt.

Anhand dieser Beziehung zu Adam erzählt Ian McEwan von künstlicher Intelligenz, aber auch von zutiefst menschlichen Bedürfnissen, Gefühlen und Gedanken, geht so der Frage nach, was einen Menschen und was eine (intelligente) Maschine ausmacht.

Bis vor ein paar Jahren habe ich sehr viel von McEwan gelesen und ihn zu meinen Lieblingsautoren gezählt. Dann habe ich Saturday gelesen, was mir überhaupt nicht gefallen hatte, und das war das Ende meiner McEwan-Ära. Da nun scheinbar alle Welt über Maschinen wie ich gesprochen hat, bin ich neugierig geworden und dachte, es wäre mal wieder an der Zeit für einen neuen McEwan-Versuch.

Der Einstieg ins Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen, und der Roman hat mich sofort gefangen genommen. Diesen packenden Einstieg finde ich recht untypisch für McEwan, denn – soweit ich mich erinnere – fand ich die ersten Kapitel von McEwan-Romanen immer etwas zäh, so dass man erst einmal einen langen Atem haben muss, bis sich die Geschichte voll entfaltet, und man schließlich so sehr fesselt ist, dass man keine Lesepause mehr machen kann. Bei Maschinen wie ich war das definitiv anders, die Geschichte wird von Anfang an eingängig erzählt, und bereits die ersten Kapitel machen extrem neugierig auf den Verlauf des Romans.

Leider hat mir das Buch nach dem vielversprechenden Einstieg stellenweise weniger gefallen als erwartet und gehofft. McEwans eigentliche Geschichte um Adam, Miranda und Charlie empfand ich durchweg als spannend und gelungen, doch die vielen Abschweifungen haben mich gestört und dafür gesorgt, dass ich beim Hörbuch oft nicht mehr richtig hingehört habe, weil ich einige Passagen allzu entbehrlich und irrelevant für die Geschichte fand. Zudem hatte ich beim Hören das Gefühl, dass McEwan in Maschinen wie ich zu viele Themen aufgegriffen hat, zu viel wollte, diese einzelnen Aspekte aber weniger gut zusammenfügen konnte, zu sehr den Fokus und den roten Faden aus den Augen verloren hat.

Gelesen wird das Hörbuch auf kongeniale Weise von Wanja Mues, einem meiner Lieblingssprecher. Vor allem die Roboterstimme von Adam ist Mues hervorragend gelungen und war so überzeugend, dass ich McEwan seine Geschichte um Adam voll und ganz abgekauft habe.

Ian McEwan: Maschinen wie ich. Aus dem Englischen von Bernhard Robben. Ungekürzte Lesung von Wanja Mues. Diogenes, 2019; 26 Euro.

Dieser Post gehört zum Monatsthema „Vereinigtes Königreich“ im März 2020.

2 Gedanken zu „Maschinen wie ich von Ian McEwan (Hörbuch)“

  1. Hallo Romy,

    da ging es mir genau wie Dir. Zu viel Geplauder und vor allem (für mich) zu wenig Adam.

    Saturday, das einzige Buch, was ich noch von ihm kenne, hatte mir sehr gut gefallen. Aber das ist schon Jahre her.

    Liebe Grüße
    Petrissa

    1. Hmm, ich weiß gar nicht mehr, was mich damals so gestört hatte. Es hatte aber irgendwas mit Neurochirurgie zu tun. Ich habe zehn Jahre in der Neurochirurgie gearbeitet, und aus irgendeinem Grund fand ich irgendetwas im Roman so doof, dass ich mit Ian McEwan aufgehört habe. Schade, dass ich mich nicht erinnern kann…

      Liebe Grüße,
      Romy

Dazu hab ich auch was zu sagen!