„Verlassen Sie sich auf mich. Mit logischem Denken werden wir alles heil überstehen.“
Yasuko Hanaoka hat sich nach der Scheidung von ihrem gewalttätigen Mann Shinji Togashi gerade wieder ein normales Leben aufgebaut, hat den Job im Nachtclub aufgegeben, arbeitet in einem Imbiss, kümmert sich um ihre Tochter Misato.
Als ihr Ex-Mann plötzlich aus dem Nichts auftaucht, gerät Yasukos Leben aus den Fugen: Nach einem Streit schlägt Misato den verhassten Stiefvater nieder, letztendlich erwürgt Yasuko ihn mit einem Kabel.
Ihr Nachbar Ishigami, der als Mathematiklehrer arbeitet und anscheinend in Yasuko verliebt ist, hilft ihr, die Leiche verschwinden zu lassen und den Mord zu vertuschen. Doch kommt ihnen wirklich niemand auf die Schliche? Lässt sich mit Logik das perfekte Verbrechen begehen bzw. ein unerschütterliches Alibi konstruieren?
Verdächtige Geliebte war meine erste Begegnung mit Keigo Higashino und hat dazu geführt, dass ich seitdem jeder weiteren Veröffentlichung eines Higashino-Buches entgegenfiebere.
Der Einstieg ins Buch fiel mir zwar leicht, doch waren mir die Schilderungen bisweilen zu detailliert, und ich habe daran gezweifelt, dass all die berichteten Kleinigkeiten tatsächlich von Bedeutung sind. Allerdings hat der Detailreichtum auch dazu geführt, dass ich mir beim Lesen stets alle Orte und alle Protagonisten bildlich vorstellen konnte.
Und bald merkt man bei der Lektüre auch: Alles ist wichtig, nichts des Erzählten ist ohne Bedeutung, nicht nur die Protagonisten haben sich ein nahezu perfektes Alibi konstruiert, auch Higashino hat eine perfekte Geschichte geschrieben, bei der Kleinigkeiten eine große Bedeutung haben.
Mir hat Verdächtige Geliebte außerordentlich gut gefallen, und ich muss gestehen, dass ich selten (noch nie?) einen so raffinierten Kriminalroman gelesen habe, bei dem man von Anfang an Täter, Motiv und Hintergrund kennt und der einen dennoch keine Sekunde loslässt.
Verdächtige Geliebte ist der erste Band der Physikprofessor-Yukawa-Reihe. Auch den zweiten Band der Reihe – Heilige Mörderin – und die beiden Romane der Inspektor-Kaga-Reihe (Band 1: Böse Absichten, Band 2: Ich habe ihn getötet) fand ich absolut großartig. Unter der Mitternachtssonne, das im März 2018 erschienen ist und das ich noch nicht gelesen habe, gehört zu keiner dieser Reihen.
Keigo Higashino: Verdächtige Geliebte. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. Piper, 2014, 320 Seiten; 10 Euro.
Dieser Post ist Teil des Japan-Themas im April 2018.