Jerusalem. Die Geschichte einer Stadt von Vincent Lemire und Christophe Gaultier

„Seit 4000 Jahren haben sich meine Wurzeln tief in den Boden gegraben, meine Äste haben sich dem Himmel entgegen gestreckt. Ich habe alles gesehen, alles erlebt. Heute kann ich euch alles erzählen. Die ganze Geschichte von Jerusalem!“ (Seite 9)

Zaytun/Olivia ist 4000 Jahre alt, steht auf dem Gipfel des Ölbergs und erzählt ihre Geschichte von dem Moment an, als sie aus einem Olivenkern, den ein Hirte ausgespuckt hatte, keimte und wuchs. Und sie erzählt die Geschichte Jerusalems.

Zaytun berichtet vom ersten Tempel, der von Nebukadnezar zerstört wurde, von der Invasion des persischen Großkönigs Kyros, von Alexander dem Großen und von Kaiser Hadrian.

Sie führt den Leser ein in die Entstehung des christlichen Jerusalem, in Al-Quds, die Heilige Stadt des Islam, in die Kreuzzüge sowie das Erbe Saladins und der Mameluken.

Zaytun erzählt schließlich vom Frieden der Ottomanen, von der neu erfundenen Heiligen Stadt, vom Traum von Zion und von der geteilten Hauptstadt nach der Gründung des Staates Israel.

Ich war noch nie in Jerusalem, doch die Stadt fasziniert mich – auch als Atheistin. Diese Graphic Novel hat deshalb mein Interesse geweckt, und zudem mag ich Geschichten, die von ungewöhnlichen Erzählern wiedergegeben werden, z.B. von einem Haus wie in Gott wohnt im Wedding von Regina Scheer oder eben von einem Olivenbaum wie in dieser Graphic Novel.

Die Graphic Novel ist sehr detailreich und meisterhaft gezeichnet, die Geschichte Jerusalems wird ebenso lebendig wie spannend erzählt, so dass mich das Buch mit nach Jerusalem und durch verschiedene Epochen mitgenommen hat.

Diese Graphic Novel bietet einen sehr umfassenden und spannenden Einblick in die Geschichte Jerusalems. Insgesamt basiert dieses Buch auf einer sehr guten und sehr ausgereiften Idee, die wirklich großartig umgesetzt wurde. Zudem finden sich zahlreiche Quellenangaben, so dass man bei Bedarf noch mehr nachlesen und noch tiefer in die Materie einsteigen kann.

Ganz am Ende hatte ich Gänsehaut, und irgendwie möchte ich die Hoffnung für Jerusalem und für Palästina nicht aufgeben.

Vincent Lemire und Christophe Gaultier: Jerusalem. Die Geschichte einer Stadt. Verlagshaus Jacoby & Stuart, 2024, 256 Seiten; 32 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!