„Ich schätze, Essen ist ein Aspekt des Lebens, den die meisten Menschen steuern können. […] Wenn du die Kontrolle über dein Leben verlierst, kannst du immerhin dein Essverhalten kontrollieren.“ (Seite 84)
Lyd hat das Haus ihrer Kindheit verlassen, ihre Mutter in einem Heim untergebracht und beginnt nun ein Praktikum in einer Londoner Galerie. Sie will ihr Leben selbst in die Hand nehmen, tun, was ihr gefällt, sich ausleben und sich selbst finden.
Doch Lyd hat Hunger. Zeitlebens hat sie sich von Schweineblut ernährt, doch sie kann keines auftreiben, seit sie die jahrelang bestehenden Kontakte ihrer Mutter zum Metzger ihres Vertrauens verloren hat.
Lyd bestellt sich aus Verzweiflung im Internet Trockenblut und schaut sich immer wieder Youtube-Videos von Essen an, ist mal angeekelt von menschlichem Essen, mal neidisch. Und dann schmeckt sie zum ersten Mal menschliches Blut.
Ich bin überhaupt keine Fantasy-Leserin, aber ich habe schon seit meiner Jugend ein gewisses Faible für Bram Stokers Dracula. Die Hungrige hat mich direkt angesprochen, da die Inhaltsangabe ungewöhnlich klang, so dass ich das Buch unbedingt lesen wollte.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen, der einerseits thematisch so ungewöhnlich ist, andererseits von allzu menschlichen Herausforderungen wie Einsamkeit und Isolation sowie von Sehnsüchten und Verlangen erzählt.
Auch sprachlich fand ich Die Hungrige gelungen, das Buch liest sich schnell, der Roman ist sowohl spannend als auch stimmungsvoll. Vollkommen übergesprungen ist der Funke zwar trotzdem nicht, aber dennoch hatte ich sehr unterhaltsame Lesestunden.
Claire Kohda: Die Hungrige. Aus dem Englischen von Barbara Schaden. btb, 2024, 304 Seiten; 16 Euro.