„Mein Wunsch ist, dass unbedarfte Außenstehende lernen, sich auf Lebensgeschichten einzulassen, deren stimmungsgebende Farbgestaltung derart düstere Facetten enthält, dass man sich im ersten Impuls gar abwenden möchte. Gerade vor diesem Hintergrund strahlen die Lichter am Ende des Horizonts umso heller.“ (Seite 9)
Im Buch werden Geschichten von sexuellem, körperlichem, emotionalem und rituellem Missbrauch erzählt, die somit eine ganze Bandbreite an Gewalterfahrungen abdecken, wobei stets ein starker Fokus auf Ressourcenaktivierung, Recovery und Empowerment gelegt wird.
Die einzelnen Geschichten sind mit Triggerwarnungen versehen, was wichtig und nützlich ist, wenn Betroffene diese Geschichten lesen. Gefallen hat mir, dass hier so viel berichtet wird wie nötig, um eine Vorstellung vom Leid der Betroffenen zu bekommen, Auswirkungen der Traumatisierung zu verdeutlichen und zu verstehen, wie viel Resilienz die Betroffenen haben, um mit dem Erlebten umgehen zu können, dass aber gleichzeitig so wenig Details wie möglich erwähnt werden, so dass die Texte zwar sehr eindringlich, aber auch sehr einfühlsam sind.
Wichtig und gelungen fand ich den Fokus auf posttraumatisches Wachstum (post-traumatic growth), das anderen Betroffenen viel Zuversicht und Hoffnung vermitteln kann.
Ich finde das Buch sehr gut geeignet für Traumatisierte, aber auch für Angehörige und Professionelle.
Bettina Jahnke (Herausgeberin): ÜberLeben. Menschen mit Gewalterfahrung erzählen ihre Recoverygeschichte. Paranus, 2023, 144 Seiten; 22 Euro.