„[…] diese Art von Zwangsgedanken suggerieren mit hoher emotionaler Intensität eine Bedrohung, die gar nicht existiert. Diese Menschen sind genau das NICHT, was sie befürchten, sondern sie sind Opfer komplexer kognitiver und emotionaler Fehlinterpretationen […].“ (Seite 9)
Thomas Hillebrand beschreibt initial die Merkmale aggressiver und sexueller Zwangsgedanken (z.B. Inhalte, Häufigkeit, Geschlechterverteilung, Abgrenzung zu normalen Intrusionen).
Danach geht er detailliert auf Ätiologiemodelle ein, stellt u.a. den kognitiv-behavioralen Ansatz, den metakognitiven Ansatz und den inferenzbasierten Ansatz vor.
Schließlich bietet Hillebrand einen Abriss diagnostischer Verfahren, bevor er ausführlich auf die Therapie aggressiver und sexueller Zwangsgedanken eingeht. Hierbei widmet er sich anfangs grundsätzlichen Aspekten der Behandlungsrationale, befasst sich mit Bewertungsfehlern und beschreibt das genaue Vorgehen bei einer Exposition in sensu und in vivo. Auch die Pharmakotherapie wird (kurz) erwähnt.
Ich empfand das Buch als sehr wertschätzend und gut verständlich geschrieben, so dass ich mir auch vorstellen kann, ausgewählte Passagen Betroffenen zum Lesen zu geben.
Das Buch ist fundiert, sehr lehrreich, beschreibt das Vorgehen sehr detailliert und bietet zahlreiche Fallbeispiele. Hillebrand fokussiert auf kognitive Verhaltenstherapie, erlaubt aber auch einen Blick über den Tellerrand.
Für mich war das Buch sehr hilfreich. Besonders relevant fand ich die Ausführungen zur diagnostischen Einordnung, die vielen Beispieldialoge und die übersichtlichen Gegenüberstellungen (z.B. pädophile Zwangsgedanken versus tatsächliche pädophile Neigungen).
Richtig hilfreich sind auch die genauen Anleitungen für Expositionen mit Beispieltexten für Exposition in sensu etc. Schön fand ich auch die Sammlung an Metaphern, mit denen man Zwangsgedanken gut verdeutlichen kann.
Thomas Hillebrand: Aggressive und sexuelle Zwangsgedanken. Ein Therapieleitfaden. Hogrefe, 2023, 186 Seiten; 26,95 Euro.