„Trüge man alle Krankheitszeichen zusammen, die den schizophrenen Störungen zugeschrieben werden, könnte man die Existenz einer Krankheitseinheit anzweifeln.“ (Seite 12)
Thomas Röhl stellt in seinem Buch initial das Störungsbild der schizophrenen Psychose vor (z.B. Symptome, Epidemiologie, Verlauf, Prognose, Behandlungsmöglichkeiten). Danach thematisiert er die professionelle Grundhaltung, Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Kompetenz-Modell, schützende und belastende Aspekte der sozialen Umwelt sowie das Coping-Konzept.
Ich habe mich schon sehr viel mit Schizophrenie beschäftigt, und das Buch ist eigentlich für Sozialarbeiter gedacht. Ich bin Psychologin, und trotzdem habe ich sehr von der Lektüre profitiert, dazugelernt, neue Impulse bekommen, neue Perspektiven eingenommen.
Aufgrund meiner Vorerfahrungen habe ich mich schnell eingelesen und bin sofort auf lauter bekannte Namen gestoßen: Yrjö O. Alanen, Asmus Finzen, Thomas Bock, Eugen Bleuler, Heinz Häfner etc. Dem Autor ist dabei eine wirklich gute Zusammenfassung heterogener Themen gelungen, die auch für Laien einen guten Einstieg ins Thema ermöglicht. Für Fortgeschrittene bietet das Buch eine sehr gute Wiederholung bestimmter Inhalte, aber auch neues Wissen.
Aufgefallen ist mir, dass das Buch nicht ganz up-to-date ist. Das zeigt sich z.B. in der Verwendung des veralteten Begriffs Neuroleptikum und in Sachen Psychosenpsychotherapie, die sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt hat. Ein Blick ins Literaturverzeichnis zeigt auch, dass die neueste Literaturquelle von 2005 ist – das sind immerhin 18 Jahre.
Nichtsdestotrotz fand ich die Informationen im Buch sehr relevant und hilfreich für meine Arbeit im Bereich der Psychosenpsychotherapie, vor allem die Themen Sozialkontakte und Stress/Stressbewältigung.
Thomas Röhl: Schizophrenie. Beziehungsgestaltung zu Menschen mit Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis. Ansätze und Konzepte aus der psychosozialen Praxis. Diplomica Verlag, 2022, 128 Seiten; 39,50 Euro.