„Ich war noch ein kleiner Junge, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, da erzählte mir mein Vater von einem Land, in dem immer die Sonne scheint: Brasilien. […] Ein Land mit 8000 Kilometern Küste, in dem Sommer ist, wenn es bei uns schneit, wo tropische Früchte von den Bäumen fallen und man von morgens bis abends Fußball am Strand spielt – welchen besseren Ort konnte es eigentlich geben?“
Lange bevor Christoph Wöhrle brasilianischen Boden betrat, war er fasziniert von dem Land, und mittlerweile hat er den fünftgrößten Staat der Erde mehr als 20 Mal bereist. Für Fußball, Samba, Tropenfieber hat er die Erlebnisse dieser Reisen zu einer Rundreise zusammengefügt. Er nimmt den Leser dabei unter anderem mit nach São Paulo, Rio de Janeiro, Corumbá und Bahia.
Schon auf den ersten Seiten spürt man die Begeisterung des Autors, so dass man gespannt auf den Verlauf des Buches ist. Dabei hält der Autor das anfängliche Niveau, und das Buch ist durchgehend stimmungsvoll, lehrreich und unterhaltsam.
Trotz seiner großen Liebe zu Brasilien und seiner Faszination für das Land und die Menschen erwähnt Wöhrle nicht nur positive Aspekte wie Hilfsprojekte, die Schönheit des Landes und die ausgeprägte Lebensfreude seiner Bewohner, sondern spricht auch negative Seiten wie Regenwaldrodung, Favelas, Kriminalität, Rassismus, Prostitution, Armut und Drogen an. Zusammen mit seinen Ausführungen zu Themen wie Pixadores, Bossa Nova, Indios, Kolonialisierung, Gentrifizierung, Religion, Magie, Karneval und Capoeira entsteht so ein komplexes Bild Brasiliens, das Lust auf eigene Reisen macht, aber auch umfassend informiert und erklärt, welche Auswirkungen z.B. sportliche Großereignisse haben, in welche Richtung sich das Land in den letzten Jahren entwickelt hat und welche zukünftigen Entwicklungen zu erwarten sind.
Christoph Wöhrle: Fußball, Samba, Tropenfieber. Vom Zuckerhut in den brasilianischen Dschungel. DuMont Reiseverlag, 2016, 301 Seiten; 14,99 Euro.