„Es ist stärker als du selbst.“
Der 15-jährige Ich-Erzähler Ayoub lebt im belgischen Waasdorp und trifft sich mit seinen Freunden Fouad, Karim und Maurice meistens im Waschsalon des Ortes, da die Jungs nicht wissen, wo sie sonst ihre Zeit verbringen sollen.
Sie alle haben Probleme zu Hause und wissen nicht recht, wohin sie im Leben wollen und können – Ayoub wird von seinem Vater tyrannisiert, Fouad ist zu Hause rausgeflogen, Karim (der eigentlich Kevin heißt und zum Islam konvertierte) erträgt seine alkoholkranke Mutter nicht mehr, und Maurice lebt aufgrund seiner binationalen Herkunft zwischen den Welten.
Wir da draußen erzählt vom Leben und vom Alltag der vier Außenseiter, von ihrem Weg in die Kriminalität und in die Radikalität.
Wir da draußen ist ein düsterer Roman voller Hoffnungslosigkeit und Perspektivlosigkeit. Erzählt wird auf direkte, explizite und oft umgangssprachliche Weise, und auch inhaltlich kommt man als Leser bisweilen an die Grenzen des Erträglichen.
Fikry el Azzouzi schildert authentisch und überzeugend, wie die Jugendlichen in eine Abwärtsspirale aus Langeweile und Ausgegrenztsein geraten, die über kleinere Betrügereien bis zu kriminellen Handlungen und schließlich in die Radikalität führt.
Dabei erzählt der Autor im Detail und schonungslos von Prostitution, Sex, Drogen und extremer Gewalt, was das Buch zu einer tragischen, bewegenden und beängstigenden Lektüre macht, die jedoch auch ein besseres Verständnis dafür bietet, was die Ursachen für Extremismus sind. Sehr gelungen fand ich in diesem Zusammenhang auch, dass sich der Ich-Erzähler immer wieder direkt an den Leser wendet, als ob er ihm seine Gedanken, Gefühle und Reaktionen erklären und dadurch Absolution erlangen möchte.
Wir da draußen ist ein unheilschwangeres und düsteres Buch, das den Weg in den Radikalismus und Extremismus erklärt und verständlich macht.
Fikry el Azzouzi: Wir da draußen. Aus dem Niederländischen von Ilja Braun. DuMont Buchverlag, 2016, 221 Seiten; 20 Euro.