„Einfach Menschen“
Die Geschwister Jem und Scout wachsen in Maycomb/Alabama bei ihrem verwitweten Vater Atticus auf und erleben dort eine behütete und idyllische Kindheit. Eines Tages gerät die heile Welt aus den Fugen, denn Atticus wird zum Pflichtverteidiger eines Schwarzen berufen, welcher der Vergewaltigung einer weißen Frau angeklagt wird. Atticus, der der Meinung ist, dass Schwarze und Weiße gleiche Rechte genießen sollten, wird von seinen Mitbürgern immer mehr angefeindet und abgelehnt, was schließlich auch Jem und Scout zu spüren bekommen.
Aus Scouts Sicht erzählt Harper Lee von der Kindheit, vom Aufwachsen und vom allgegenwärtigen Rassismus in den Südstaaten der USA in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Dabei besticht Wer die Nachtigall stört… durch die einfache Sprache, die ein schnelles Lesen ermöglicht, und die Vermittlung ethischer Grundsätze, ohne dass man als Leser das Gefühl bekommt, von der Autorin belehrt zu werden. So vereinigt das Buch nicht nur eine spannende Lektüre und eine authentische Beschreibung einer Kindheit in den Südstaaten der USA, sondern thematisiert zudem Rassismus, Intoleranz, Fremdenangst und die Möglichkeit eines Ausbruchs aus festgefahrenen Denkstrukturen.
Harper Lee: Wer die Nachtigall stört… Übersetzt von Claire Malignon. Rowohlt, 2015, 464 Seiten; 19,95 Euro.
Dieser Post ist Teil des Nordamerika-Themas im Februar 2017.