Ver-rückte Welt. Wie sich Schizophrenie anfühlt von Lisa Kainzbauer und Brigitte Maresch

„Wie fühlt sich Schizophrenie an? […] In diesem Buch möchten wir Menschen sprechen lassen, die eigene Erfahrungen mit dieser Erkrankung gemacht haben: Psychiater:innen, Angehörige und Personen, die selbst an Schizophrenie erkrankt waren oder es nach wie vor sind. Sie alle haben unterschiedliche Perspektiven, die uns einen Schritt näher an die Antwort auf unsere Frage bringen können.“ (Seite 10)

Lisa Kainzbauer und Brigitte Maresch stellen in ihrem Buch Ver-rückte Welt 15 Personen vor, die Experten durch Erfahrung (d.h. Betroffene), Experten durch Miterleben (d.h. Angehörige) bzw. Experten durch Fachwissen (d.h. professionelle Helfer) sind.

Sie alle erzählen von ihren Erfahrungen und ihrem Wissen bezüglich verschiedener Aspekte der Schizophrenie: Symptome wie Beziehungserleben, Konkretismus, Halluzinationen, Wahn, Negativsymptome, formale Denkstörungen und Ich-Störungen sowie Verlauf, Prognose, Auslöser, Therapie, Hilfsangebote, Prävention, Umgang mit der Erkrankung, Stigmatisierung und Entstigmatisierung.

„Das Gefährliche an der öffentlichen Wahrnehmung ist ja, dass man fast ausschließlich von jenen Fällen hört, die Probleme machen. Ich lese nie in der Zeitung: ‚500 Menschen mit Schizophrenie in Wien leben ganz hervorragend mit ihrer Familie und je vier Kindern.'“ (Seite 175)

Ich habe mich schon sehr viel mit Schizophrenie beschäftigt und habe eine große Leidenschaft für die Schizophrenie und für Betroffene, und das hier besprochene Buch ist meiner Meinung nach ein wahrer Schatz!

Hier kann man sehr viel über Schizophrenie lernen, und durch die Experten durch Erfahrung und durch Miterleben bekommt man hier Einblicke, die man in gängiger Fachliteratur nicht erhält. Durch die vielen Beitragenden, die von ihren ganz persönlichen Erfahrungen, ihren individuellen Gedanken und Gefühlen erzählen, entsteht ein komplexes Bild der Schizophrenie, und der Blick auf die Schizophrenie ist ebenso umfassend wie lebendig. Der trialogische Ansatz ist dabei besonders bereichernd und hilfreich, und die (oft kryptischen) Fotografien unterstreichen die Texte.

„Ich wünsche mir, dass eine Zeit kommt, in der ich in ein Gasthaus gehen kann und die Leute sagen: ‚Wieso warst du so lange nicht da?‘ und ich antworte: ‚Ich habe eine Psychose gehabt‘, und die anderen sagen: ‚Boah, erzähl mal, wie war‘s? Fein, dass es dir wieder besser geht.'“ (Seite 178)

Ich möchte Ver-rückte Welt vor allem Betroffenen und Angehörigen ans Herz legen, denn das Buch macht deutlich, dass sie nicht allein sind, und es ermöglicht, dass man von den Erfahrungen anderer lernen kann. Ich empfehle das Buch aber auch Professionellen, um besser verstehen zu können, wie unsere Behandlung auf Betroffene und Angehörige wirken kann, was bei der Behandlung fehlt und wie wir sie besser machen können.

„Jede Realität ist individuell und jede Wahrnehmung anders.“ (Seite 22)

Lisa Kainzbauer und Brigitte Maresch: Ver-rückte Welt. Wie sich Schizophrenie anfühlt. Facultas, 2021, 208 Seiten; 28,90 Euro.

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