„Ich habe angefangen, meine Kolleg*innen zu fragen, warum sie schreiben, was sie schreiben. Warum wir uns freiwillig Verbrechen ausdenken, wo die echte Welt doch schon aus allen Nähten platzt vor schrecklichen Geschichten. Warum wir dem Bösen noch zusätzlichen Platz einräumen über die Fiktion. Ist es unser Versuch, die Welt zu begreifen? Uns mit unseren eigenen Ängsten auseinanderzusetzen?“ (Track 4)
Romy Hausmann erzählt in ihrem Buch von 11 Fällen, z.B. von Cinnamon, die ihre Stiefmutter erschießt, von Phoebe, die unter Alkohol- und Schlaftabletteneinfluss in einen Müllschacht gerät und stirbt, von einer Frau, die angeblich ihren Ex stalkt, von Frauen, die beim Joggen verschwinden, von Schuld und von Unschuld.
Hausmann lässt dabei verschiedene Personen zu Wort kommen, z.B. Angehörige und Professionelle.
Ich empfand True Crime als sehr einfühlsam und respektvoll erzählt sowie als packend geschrieben, ohne reißerisch zu sein.
Hausmann berichtet von komplexen Fällen, beleuchtet diese von mehreren Seiten, weiß zu unterhalten, vermittelt aber auch Wissen, z.B. über Traumabindung und Stockholm-Syndrom. Gefallen hat mir auch, dass das Buch stellenweise einen echten Mehrwert hat, z.B. weil Informationen über Stalking vermittelt und konkrete Tipps und Handlungsanweisungen geboten werden.
Auch die Lesung hat mir sehr gefallen, ist eindringlich, angenehm interpretiert und durchweg fesselnd.
Romy Hausmann: True Crime – Der Abgrund in dir. Was den Menschen zum Mörder macht. Gelesen von der Autorin, Heike Warmuth und Oliver Kube. Hörbuch Hamburg, 2022; 20,95 Euro.