„Am Abend, nachdem der letzte Gast die Dilly-Dally lallend und lachend verlassen hat, wird mir erst bewusst, wie sehr mein Leben sich in den vergangenen zwölf Monaten verändert hat. Ich war durch die Hölle gegangen. Und bin im Himmel auf Erden gelandet. Es hätte auch anders kommen können. Ganz anders.“ (Seite 11)
Panikattacken begleiteten Jens Brambusch schon vor vielen Jahren, und nun sind sie zurück. Auf dem Höhepunkt traut er sich kaum noch aus dem Haus.
Als er einen YouTube-Kanal von zwei segelnden Brüdern entdeckt, wächst in ihm der Wunsch, sein Großstadtleben, seinen Job, den ganzen Stress und hoffentlich auch die Panikattacken hinter sich zu lassen, auszusteigen und sein Leben fortan auf einem Segelboot zu verbringen.
Und dann setzt er den Traum in die Realität um, kauft sich in der Türkei die Dilly-Dally und startet sein neues Leben.
Mit Segeln habe ich überhaupt nichts am Hut, aber ich fand es sehr spannend, durch Brambusch einen Einblick ins Segler-Leben zu bekommen. Dabei empfand ich die Schilderungen nicht nur als stimmungsvoll, sondern Brambusch hat mir auch viel Wissen vermittelt, z.B. durch die Begriffsklärungen zu Beginn der jeweiligen Kapitel.
Schön fand ich auch, dass man als Leser mehr über die angesteuerten Länder, v.a. die Türkei, erfährt, z.B. über die Menschen, den Alltag, die Politik und nicht zuletzt die Auswirkungen der Corona-Pandemie.
So richtig übergesprungen ist der Funke trotzdem nicht, vielleicht weil ich einige der Informationen/Szenen weniger spannend und bisweilen etwas langatmig fand. Aber alles in allem wurde ich sehr gut unterhalten und habe zudem dazugelernt.
Jens Brambusch: Tausche Büro gegen Boot. Von einem, der ausstieg, um segeln zu gehen. DuMont Reiseverlag, 2022, 288 Seiten; 16,95 Euro.