„Die DDR ist verschwunden, doch ihre Überbleibsel sind noch allgegenwärtig.“ (Seite 17)
Im Jahre 1987 kam die Australierin Anna Funder zum ersten Mal nach Berlin und lebte im Westen der Stadt. Nach dem Fall der Mauer kehrte sie zurück und machte sich daran, „ein paar Geschichten aus diesem auf Abwege geratenen Land aufzutreiben“ (Seite 25).
Dafür interviewt sie sowohl Opfer der Diktatur, z.B. Inhaftierte, als auch Täter, z.B. Mitarbeiter der Stasi.
In ihrem bereits 2002 im englischen Original und 2004 erstmals in deutscher Übersetzung erschienenen Buch Stasiland erzählt sie von Widerstand, Flucht, Folter, Gefängnis, Propaganda und von der Macht der Stasi.
Funder hat für ihr Buch sehr genau recherchiert und sehr detailliert beobachtet. Das Resultat ist ein Buch, das die verschiedenen Facetten einer Diktatur beleuchtet und den Leser in hautnahen Kontakt zu den Menschen im Buch bringt, wodurch man bei der Lektüre tiefe Einblicke in das Leben in der DDR erhält, aber auch ganz allgemein verstehen kann, wie Menschen in einer Diktatur „ticken“.
Ich habe durch Stasiland viel dazugelernt, obwohl ich selbst in der DDR aufgewachsen bin und mich schon intensiver mit dem Thema DDR beschäftigt habe.
„Ich bin an einem Ort gewesen, wo das, was gesagt wurde, nicht stimmte und das, was stimmte, nicht erlaubt war, wo Leute hinter Türen verschwanden und man nie wieder von ihnen hörte oder in andere Sphären geschmuggelt wurden.“
„Wirklich? Wie hast du diese Leute gefunden?“
„Sie sind alle unter uns […]. Hier war immerhin der Osten.“ (Seite 207f)
Anna Funder: Stasiland. Aus dem Englischen von Harald Riemann. Mit einem aktuellen Nachwort von Anna Funder, übersetzt von Reinhild Böhnke. Fischer Taschenbuch, 2019, 520 Seiten; 12 Euro.
Dieser Post ist Teil des DDR-Monatsthemas im November 2019.