
„Keine*r der Beteiligten wollte mich beschämen – und dennoch schämte ich mich.
Die absichtliche und verletzende Beschämung trifft noch härter und hinterlässt mitunter größeren Schaden. Sie frisst sich ins Gehirn und verändert das Verhalten. Sie will bloßstellen und demütigen.“ (Seite 11)
Matthias Kreienbrink setzt sich in seinem Buch initial mit der Frage auseinander, was Scham überhaupt ist. Er geht danach auf die Geburt von Scham und Kindheit ein, beschreibt beschämende Situationen in der Schule.
Im Folgenden thematisiert er Scham und Ekel sowie Körperlichkeit, Scham bei der Arbeit, Scham im Zusammenhang mit Psychiatrie sowie Wege aus der Scham.
Die Scham und ich, wir haben ein sehr enges Verhältnis bzw. eine gemeinsame Geschichte. Und erst seit wenigen Jahren habe ich sie wirklich in mein Leben gelassen, was ein großer Befreiungsschlag war. Ich ermuntere somit alle, sie willkommen zu heißen, und da ich das so wichtig finde, habe ich mich dementsprechend über das Buch gefreut, das sich so intensiv mit dem Thema befasst.
Die Lektüre hat mir sehr gut gefallen, vor allem die erste Hälfte des Buches, wobei ich die Ausführungen in den letzten Kapiteln eher etwas zu weitschweifig fand. Das Buch befasst sich sehr umfassend mit Scham, bietet sehr viele Beispiele, und die Selbstoffenbarung des Autors hilft sehr bezüglich Entstigmatisierung und Normalisierung dieses meist so unangenehmen Gefühls.
Ich empfand das Buch insgesamt als sehr gelungen und als perfekte Empfehlung für Betroffene mit starkem Schamerleben.
Matthias Kreienbrink: Scham. Wie ein machtvolles Gefühl unser Leben neu prägt. Kösel, 2025, 224 Seiten; 22 Euro.