„Keine von uns war auf direktem Wege hier gelandet, jede zuvor irgendwo abgeprallt, steckengeblieben, nicht weitergekommen. Wir wussten, wie Scheitern sich anfühlt. […] Wir waren ganz unten bei den Füßen angelangt, an denen wir, nichtsdestotrotz, scheiterten.“ (Seite 10f)
Die Mittvierzigerin Katja Oskamp braucht eine Veränderung. Sie legt die Schriftstellerei vorerst auf Eis, absolviert einen Fußpflegekurs und arbeitet fortan in einem Kosmetikstudio in Marzahn.
In Marzahn, mon amour erzählt Oskamp von ihren Kunden – manchmal amüsant und unterhaltsam, manchmal traurig und bewegend, stets ein Kaleidoskop des Lebens in Berlin. Geprägt sind die einzelnen Geschichten und Schicksale von historischen Wendungen, persönlichen Tragödien, Veränderungen in der Lebensgeschichte.
In ihrem Buch lässt Oskamp herrische Töchter, zufriedene Paare, einsame Menschen, Ur-Berliner, Zuwanderer auftreten, d.h. lauter unterschiedliche Personen mit verschiedenen Fußproblemen und individuellen Fußbehandlungen.
Die Schicksale haben mich oft mitten ins Herz getroffen, und ich empfand das gesamte Buch als stimmungsvoll und charmant. Hier findet man nicht nur viel Berliner Lokalkolorit, sondern Marzahn, mon amour ist auch eine Liebeserklärung an Marzahn und an die Marzahner (Rentner).
„Ich habe seit dem Frühjahr 2015 ungefähr dreitausendachthundert Füße gepflegt, das sind neunzehntausend Zehen.“ (Seite 138)
Katja Oskamp: Marzahn, mon amour. Geschichten einer Fußpflegerin. Hanser Berlin, 2019, 144 Seiten; 16 Euro.