„Wenn man die Person ist, die eine Leiche oder deren Überreste findet, und sei es auch nur eine Pfütze Blut, hat man etwas mit der Sache zu tun. Man gehört dann einfach in die Geschichte und damit in die Geschichtsbücher.“ (Seite 35)
Kalmanns Großvater war Jäger und Haifischfänger, und er hat seinem Enkel alles beigebracht, so dass dieser den zweitbesten Gammelhai Islands zubereiten kann. Jetzt lebt der Großvater im Pflegeheim in Húsavík, sein Enkel besucht ihn regelmäßig, aber er erkennt ihn nur in den seltenen lichten Momenten.
Der 33-jährige Kalmann stößt eines Tages beim Herumstreifen in der Nähe vom Arctic Henge auf eine Blutlache, die langsam vom fallenden Schnee bedeckt wird. Da der Dorfbewohner Robert McKenzie verschwunden ist und der Verdacht besteht, dass es sich um sein Blut handeln könnte, befragt die Polizei Kalmann wegen der Blutlache, und Kalmanns Online-Kumpel Nói empfiehlt ihm, den Täter selbst zu suchen, denn „wenn du den Fall löst, bist du der Held. […] Dann liegen dir die Frauen zu Füßen.“ (Seite 80).
Ich habe erst kürzlich Tell von Joachim B. Schmidt gelesen und war schwer begeistert. Deshalb wollte ich auch den berühmten Kalmann lesen, von dem ich schon viel Positives gehört hatte.
Auch Kalmann hat mich bewegt, berührt, begeistert, fasziniert. Tell hat mich in eine andere Zeit versetzt, Kalmann nach Island, und obwohl ich noch nie Island bereist habe, hat sich für mich alles stimmig angefühlt: Genauso stelle ich mir das Leben in Island vor, die Menschen, die Natur, die Mentalität der Bewohner.
Ich empfand Kalmann als durch und durch überzeugend geschrieben, ich habe Kalmann vor mir gesehen, habe ihn sprechen gehört, und der Schreib- und Erzählstil passt perfekt zu diesem sehr besonderen Menschen, seiner Persönlichkeit, seinem Verhalten und Auftreten, ist eindringlich und authentisch.
Kalmann ist eine wunderbare Geschichte mit viel Island-Flair, einem spannenden Protagonisten und einem interessanten Vermisstenfall. Ich freue mich schon auf das nächste Buch von Schmidt.
Joachim B. Schmidt: Kalmann. Diogenes, 2022, 352 Seiten; 13 Euro.