„Damit war die wissenschaftliche Grundlage für die Erforschung der therapeutischen Wirksamkeit von Psychedelika bei Krankheiten geschaffen, bei denen es im Wesentlichen darum geht, die Neuroplastizität zu steigern.“ (Seite 15)
Gregor Hasler erzählt in Higher Self von Ketamin und LSD, schwerer Depression und Therapieresistenz, Wahrnehmung und Bewusstseinserweiterung, Zeiterleben und Leiden, Belohnungen und Werte, Sinnlosigkeit und Sinnerfahrungen, angenehmen Gefühlen und Einsamkeit, Selbst und Identität, Geburt und Nahtoderfahrungen.
Ich war und bin recht kritisch eingestellt, was die Anwendung von Psychedelika in der Psychiatrie und Psychotherapie angeht, und daran hat sich auch durch die Lektüre des Buches wenig geändert. Möglicherweise liegt das daran, dass ich im Bereich der Psychosenpsychotherapie arbeite und Hasler selbst vor der Anwendung von Psychedelika bei Psychosen warnt. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich schon zu viele Menschen mit drogeninduzierten Psychosen getroffen habe und finde, dass eine professionelle Anwendung von Psychedelika für manche User vielleicht die falschen Signale sendet (z.B. im Sinne von Selbsttherapie und Verharmlosung von verschiedenen Substanzen). Eventuell habe ich auch zu viel über Timothy Leary gelesen und empfinde die Anwendung von Psychedelika deshalb teilweise als unprofessionell und als ein reines/großes Eigeninteresse.
Dennoch (oder gerade wegen meiner Vorbehalte) fand ich die Ausführungen von Hasler sehr spannend, sehr lehrreich und sehr hilfreich.
Das Buch ist sehr detailreich, die Schilderungen sind fundiert, die Literatur ist auf dem aktuellen Stand. Die Fallberichte, die Grafiken und die Schaubilder sind anschaulich und vermitteln viel Extrawissen.
Ich persönlich fand das Buch für meine Zwecke beinahe zu ausführlich und zu informationsreich. Meiner Meinung nach ist das Buch sehr gut geeignet, wenn man sich wirklich mit dem praktischen Einsatz von Psychedelika befassen, mehr in die Tiefe gehen und sehr genaue Kenntnisse zum Thema erwerben möchte, weniger für diejenigen, die sich eher einen ersten Überblick verschaffen wollen.
Das Buch ist stellenweise extrem spannend, an anderen Stellen war es mir persönlich etwas zu weitschweifig. Ich hätte mir zudem eine etwas neutralere Herangehensweise gewünscht, finde, der Autor propagiert den Einsatz von Psychedelika schon sehr stark, was natürlich sehr klar verdeutlicht, wie überzeugt er davon ist. Lediglich beim Thema Psychosen und Psychoseninduktion äußert er Vorbehalte.
Gregor Hasler: Higher Self – Psychedelika in der Psychotherapie. Klett-Cotta, 2022, 328 Seiten; 30 Euro.