
„Ein wahrer Freund ersticht dich von vorne.“ (Seite 7, Zitat von Oscar Wilde)
Fast 15 Jahre nach der Matura kommen alte Freunde in einem alten Forsthaus wieder zusammen. Marco hat die alten Schulfreunde – Anna, Lea und Ferdinand – ins Haus seines Onkels eingeladen, und ein Fremder, der Lea zum Forsthaus gefahren hat, kommt auch dazu.
Marco stellt die Regeln für die folgenden Tage auf: Sie alle sollen nur über ihre gemeinsame Vergangenheit sprechen, wenn alle dabei sind, und alle sollen immer die Wahrheit sagen.
Schnell brechen zwischen den alten Schulfreunden alte Wunden auf und Konflikte aus. Und schließlich sprechen sie alle über den Tod von Max, einen gemeinsamen Freund, der sich vor fast 15 Jahren suizidiert hat.
Dieser Roman liest sich flüssig, und der Leser ist sofort mitten im Geschehen. Trotzdem hat mich die Geschichte emotional kalt gelassen, und ich habe zu keinem Zeitpunkt richtig Zugang zum Roman gefunden. Dies lag möglicherweise daran, dass die Figuren allesamt eher oberflächlich und irgendwie schablonenhaft beschrieben wurden. Zudem haben diese mich auch mit ihren leblos abgespulten Phrasen genervt, die Dialoge empfand ich als hölzern, und die Geschichte an sich war in meinen Augen unausgegoren und unfertig.
Für mich hat sich das Ganze so angefühlt, als habe der Autor besonders viele gesellschaftlich relevante Themen in seinem Roman anschneiden wollen, über die sich die Figuren dann austauschen, was am Ende aber einen eher bemühten Eindruck macht. So werden z.B. Veganismus, Tesla, Klimawandel, Drogenkonsum, psychische Störungen eingebracht und kurz andiskutiert.
Die Auflösung der Geschichte war einerseits absehbar und andererseits vollkommen konstruiert, hat mich auch nicht richtig abgeholt und nicht begeistern können.
David Krems: Haus Waldesruh. Picus, 2025, 224 Seiten; 24 Euro.