Gebrauchsanweisung für Argentinien von Christian Thiele

„Wenn Sie dieses Land […] ausgiebig bereist haben, wenn Sie Freundschaften oder gar Liebschaften mit Einheimischen geschlossen haben, wenn Sie Bücher über Argentinien gelesen und Filme gesehen haben, wenn Sie also kurzum das Gefühl haben, das Land gut zu kennen, aber Sie gleichzeitig das Gefühl haben, je mehr Sie über Argentinien wissen, desto weniger begreifen Sie das Land – dann, aber auch wirklich erst dann haben Sie Argentinien verstanden.“ (Seite 10f)

Christian Thiele erzählt in seiner Gebrauchsanweisung für Argentinien von Stadtgründung und Kolonialzeit, Tangokurs und Tangonächten, Café am Eck und Kellnern, Carlos Gardel und Diego Maradona, Che Guevara und Evita Perón, Militärdiktaturen und Verschwundenen, Magie und Volksheilige, Truco und viveza criolla, Ushuaia und El Chaltén, den Wasserfällen von Iguazú und Las Malvinas, Stundenhotels und Superlativ, Gaucho und Poncho, Vegetariern und Asado, Mate und Fernet Coco, Peronismus und Cristina Kirchner, Schimpfwörtern und Beleidigungen, Adolf Eichmann und Josef Mengele.

Von der ersten Seite an empfand ich die Gebrauchsanweisung für Argentinien als sehr stimmungsvoll und zudem informativ. Thiele macht Lust auf das Land und die Leute, und ich hätte mir gewünscht, das Buch schon viel früher gelesen zu haben, weil es so viel Wissen über Argentinien vermittelt und die Atmosphäre im Land gut einfängt.

Thiele schafft es mit Leichtigkeit, Dinge in Relation zu setzen und Informationen auf sehr unterhaltsame Art zusammenzufassen. Mir hat die Lektüre nicht nur viel Spaß gemacht, sondern ich habe auch sehr viel über Argentinien gelernt, ein Land, das mir bisher eher fremd war und über das ich – außer im Zusammenhang mit diversen Militärdiktatoren, weil mich das Thema generell sehr interessiert – vor dem Lesen der Gebrauchsanweisung nur wenig wusste.

Mich hat die Gebrauchsanweisung für Argentinien außerdem oft amüsiert, und Thiele zeigt dem Leser so viele Facetten des Landes, dass man 1. neugierig auf Argentinien wird und 2. das Gefühl bekommt, man wäre für eine Reise bereits gut gerüstet, um vor Ort keinen Kulturschock zu bekommen.

Christian Thiele: Gebrauchsanweisung für Argentinien. Piper, 2013, 210 Seiten; 14,99 Euro.

Dieser Post ist Teil des Monatsthemas „Argentinien und Chile“ im März 2019.

Dazu hab ich auch was zu sagen!