„Die Chaussee war trocken, die schöne Aprilsonne wärmte schon sehr, doch in den Gräben und im Wald lag noch Schnee. Der Winter, der böse, dunkle, lange, war erst seit kurzem vorüber, und der Frühling war plötzlich gekommen […].“ (Seite 226)
Anton Čechov erzählt in Frühlingsgefühle von Freundschaft und Liebe, Provinz und Hauptstadt, Eifersucht und Melancholie, Hochzeit und Kirche, Blumen und Knospen, Verzweiflung und Suizidalität.
Dies war mein letzter Jahreszeitenband von Čechov – die anderen 3 habe ich bereits in den jeweils passenden Jahreszeiten gelesen, und als vor ein paar Wochen der Frühling anbrach, habe ich endlich zum Frühlingsband gegriffen.
Čechov bietet in seinen Geschichten rund um den Frühling und die Liebe ein Kaleidoskop der Gesellschaft im zaristischen Russland, lässt Personen, entfernte Zeiten und fremde Orte vor dem geistigen Auge entstehen, macht das Leben im 19. Jahrhundert in der russischen Weite erleb- und spürbar.
Letztendlich hat mir der Frühlingsband etwas weniger gut gefallen als die Bücher zu Sommer, Herbst und Winter, aber nichtsdestotrotz bietet der russische Schriftsteller eine gelungene Zeitreise und schreibt einfach meisterhaft.
Anton Čechov: Frühlingsgefühle. Geschichten von der Liebe. Aus dem Russischen von Peter Urban. Diogenes, 2022, 272 Seiten; 24 Euro.