Die nicht sterben von Dana Grigorcea

„[…] denn nur wenn man wisse, woher man komme, wisse man, wer man sei – und wer man zu sein habe!“ (Seite 117)

B. ist eine kleine Ortschaft in der Walachei, südlich von Transsilvanien, am Fuße der Karpaten. Hier verbringt die Ich-Erzählerin zu kommunistischen Zeiten alle ihre Ferien, sie reist mit ihrer Familie und Freunden aus Bukarest an, und alle quartieren sich in einer Villa ein.

Nach dem Ende von Nicolae Ceaușescus Diktatur wird die zu Ceaușescus Zeiten enteignete Villa an die Familie zurückgegeben, und die Ich-Erzählerin kehrt nach einem Kunststudium in Paris nach B. zurück.

In der ersten Nacht nach ihrer Rückkehr hört sie einen Schrei, und schließlich geschehen allerlei sonderbare Dinge: Menschen sterben, fremde Leichen werden in einem Grab gefunden, und das Grab von Vlad dem Pfähler wird entdeckt.

Vlad III. Drăculea, genannt Țepeș („Pfähler“), Quelle: Wikipedia.

Ich bin schon seit jeher fasziniert von der Geschichte um Vlad III. Drăculea, der im 15. Jahrhundert Woiwode des Fürstentums Walachei und für seine Brutalität und seine Gräueltaten bekannt war und wahrscheinlich den irischen Schriftsteller Bram Stoker zu seiner Romanfigur Dracula inspiriert hatte. Da ich mich auch für Rumänien im Allgemeinen und die Diktatur von Ceaușescu interessiere, war ich besonders gespannt auf Die nicht sterben, da Dana Grigorcea in ihrem Roman all diese Facetten erwähnt und miteinander verwebt.

Tatsächlich fand ich den Einstieg in den Roman sehr stimmungsvoll. Grigorcea beobachtet exakt und schafft es, den Leser nach B. zu versetzen. Auch die magisch-realistische Komponente hat mir anfangs sehr gut gefallen.

Grigorcea verbindet in Die nicht sterben Aberglaube und Mythen, Gegenwart und Vergangenheit, Überlieferungen und historische Gewissheiten auf geschickte Weise miteinander, und ich wollte den Roman gerne mögen, ihn empfehlen und mich in der Geschichte verlieren.

Leider weist der Roman neben den stimmungsvollen Passagen auch einige langatmige Episoden auf, und für meinen Geschmack hätte mir mehr Subtilität besser gefallen: Ich fand den phantastischen Anstrich im Verlauf deutlich zu stark ausgeprägt, hätte mir eher gewünscht, Grigorcea wäre bei der Schilderung bestimmter Geschehnisse dezenter vorgegangen, hätte mehr angedeutet als explizit zu beschreiben.

Die Geschichte um Vlad III. Drăculea selbst fand ich aber sehr faszinierend und gelungen zusammengefasst.

Dana Grigorcea: Die nicht sterben. Penguin Verlag, 2021, 272 Seiten; 22 Euro.

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