„ein von Harz glänzender Stamm, kräftige, ebenfalls spiralförmig angeordnete Äste, die wie Arme ausgestreckt sind, das Blaugrün der Krone, das Wachsgrün der neuen Zapfen und das Braun der alten, das Dottergelb der männlichen Blüten, die randvoll mit Pollen gefüllt sind“ (Seite 9)
Im Weinheimer Schlossgarten steht eine Libanonzeder – die älteste und größte Libanonzeder Deutschlands -, zu der ich immer gern gegangen bin, als ich noch in der Nähe Weinheims gelebt habe. Aufgrund meiner Erinnerungen an diesen wunderschönen Baum (und das hübsche Weinheim) habe ich zu diesem Buch gegriffen, und das Buch hat mich ähnlich verzaubert, wie es die Weinheimer Libanonzeder schon vor mehr als 25 Jahren getan hat.
Als Einstieg in ihre Hommage an die Libanonzeder wählte Raffaella Romagnolo eine detaillierte Beschreibung des Baumes, die magisch anmutet und den Leser mit in die Welt eines Libanonzederkeimlings nimmt.
Im Anschluss erzählt Romagnolo von Hotti, die ihre Familie, ihr Dorf und ihr bisheriges Leben verlässt, um mit Meir zusammen zu sein, wofür sie Berge und den Kédros-Wald bezwingt, um ans Meer zu gelangen.
Im weiteren Verlauf des Buches berichtet Romagnolo von Vorgängen im Inneren einer Zeder, von Fotosynthese, von Veränderungen durch den Klimawandel, bietet eine düstere Zukunftsvision.
Romagnolos Geschichten sind bisweilen märchenhaft und bisweilen schockierend, dabei empfand ich das Buch als wundervoll komponiert, da Geschichten über die Innenwelt und die Außenwelt von Zedern erzählt werden.
Oft hat mich Die Libanonzeder an Richard Powers wunderbaren Roman Die Wurzeln des Lebens erinnert. Die Libanonzeder ist in meinen Augen ein ganz besonderes Kleinod.
Raffaella Romagnolo: Die Libanonzeder. Übersetzung von Peter Klöss. Diogenes, 2024, 128 Seiten; 24 Euro.