Die allerletzte Kaiserin von Irene Diwiak

„‚[…] jetzt passen Sie gut auf. Denn so eine Geschichte haben Sie noch nie gehört.‘

Und was soll ich sagen? So eine Geschichte hatte ich tatsächlich noch nie gehört.“ (Seite 23)

Claudia Hendl arbeitet in der Gastwirtschaft ihrer Eltern, ist nicht wirklich glücklich mit diesem Leben, in dem nichts Überraschendes passiert. Doch eines Tages kommt eine wunderliche alte Dame in die Gastwirtschaft – und sie kommt immer wieder.

Eines Tages vertraut sich die alte Dame – Johanna Fialla – Claudia an, erzählt ihr die Geschichte ihres Lebens, berichtet davon, dass sie die Urenkelin des Kaisers Franz Joseph sei.

Claudias Vater hält die Dame für schlichtweg verrückt, ihre Mutter wittert das große Geld und viel Ansehen für die Gastwirtschaft, wenn solch erlauchter Besuch ein- und ausgeht. Und Claudias beste Freundin Dani ist sich sicher: Diese Geschichte ist so heiß, „darüber müsstest du ein Buch schreiben!“ (Seite 8).

Und so treffen sich die allerletzte Kaiserin und Claudia regelmäßig, um Material für ihr Buch zu sammeln, und Claudia, die sich nie fürs Schreiben interessiert und sich kein Talent fürs Schreiben zugetraut hat, schreibt diese unglaubliche Geschichte nieder.

Schon der humorvolle, extrem sympathische Einstieg ins Buch hat mir sehr gut gefallen und mich sofort nach Österreich versetzt. Aufgrund der grandiosen Beschreibungen Irene Diwiaks hatte ich die Szenerie, die urigen Personen und die Schauplätze sofort vor Augen.

Sprachlich ist der Roman ein echtes Kleinod, ich habe hier viel gelacht, habe mir alles perfekt vorstellen können, fand den Sprachwitz Diwiaks wundervoll (z.B. „gepuderte Rosine“ auf Seite 10, „alsdann“ bzw. „oisdonn“ auf Seite 11).

Mir hat der Roman durchweg viel Spaß gemacht, und nebenbei habe ich mehr über die Geschichte Österreichs gelernt. Gelungen fand ich auch, dass man der allerletzten Kaiserin die Geschichte durchweg abnimmt, beim Lesen alles ohne den geringsten Zweifel glaubt oder zumindest einen wirklich perfekt ausgeformten Abstammungswahn für möglich hält.

Die allerletzte Kaiserin ist die Geschichte eines (möglichen) Lebens und eines ganzen Landes – absolut wunderbar erzählt, toller Humor, stimmungsvoll, unterhaltsam, mit dem vollen Charme der Habsburger-Monarchie.

Irene Diwiak: Die allerletzte Kaiserin. C. Bertelsmann, 2024, 304 Seiten; 22 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!