„Es ist immer gut, jemandem eine absurde Aufgabe aufzutragen. Dann weiß derjenige gleich, dass man nicht irgendwer ist.“ (Seite 39)
Vor sechs Monaten ist Flavias Vater gestorben und hat eine große Lücke hinterlassen: Das Verhältnis zwischen Flavia und ihren beiden älteren Schwestern Feely und Daffy ist noch schlechter geworden, und Tante Felicity möchte das Anwesen Buckshaw, das nun Flavia gehört, unverzüglich verkaufen, Dogger und Mrs Mullet entlassen.
Aus dieser deprimierenden Situation heraus schlägt Tante Felicity vor, dass die drei Schwestern eine Auszeit brauchen, und so machen Flavia, Daffy und Feely gemeinsam mit Dogger eine Bootstour auf der Themse.
Während Flavia von ihrem Tod durch Gift phantasiert und ihre Hand im Wasser baumeln lässt, stößt sie auf eine im Wasser treibende Leiche.
Der Tote ist wie ein Zeitreisender aus dem 18. Jahrhundert gekleidet, und bevor die Polizei eintrifft, untersucht Flavia die Leiche fachmännisch und findet in seiner Tasche einen aufgeweichten Zettel mit darauf gekritzelten Zahlen.
Mit Doggers Hilfe versucht Flavia, dahinter zu kommen, woran der Mann gestorben ist, ob es sich um einen Mord, um Suizid oder einen tragischen Unfall handelt.
Ich habe alle bisher erschienenen Flavia-Bände mit sehr großem Vergnügen und viel Freude gelesen, und auch der neunte Band Der Tod sitzt mit im Boot ist einfach wunderbar! Das einzig Schlechte, das sich über das Buch meiner Meinung nach sagen lässt, ist, dass damit die Reihe langsam ihrem Ende entgegen geht, denn – sofern ich mich richtig erinnere – hat Alan Bradley insgesamt zehn Flavia-Bücher geplant.
Der Tod sitzt mit im Boot ist genauso unterhaltsam, genauso bitterböse und genauso stimmungsvoll wie die acht Vorgänger. Zwar habe ich beim Lesen bisweilen ein bisschen Bishop‘s Lacey und Buckshaw vermisst, aber da Dogger, Feely und Daffy buchstäblich mit an Bord sind, passt trotzdem alles perfekt, und Der Tod sitzt mit im Boot ist damit ein echtes Flavia-Buch mit echtem Flavia-Flair.
Der Tod sitzt mit im Boot ist nicht nur spannend erzählt, sondern auch sprachlich ein echter Leckerbissen, denn hier findet man (wie in allen Flavia-Büchern) Phrasen und Wörter, die man für gewöhnlich nicht mehr zu hören bekommt und die schlichtweg wundervoll sind, z.B. „ratzfatz“, „Zum Kuckuck!“, „herumscharwenzeln“ oder „Heiliges Kanonenrohr!“.
Ich hatte Der Tod sitzt mit im Boot innerhalb weniger Stunden ausgelesen und warte nun sehnsüchtig auf den zehnten Band (und darauf, dass sich Bradley zu weiteren Bänden entschließt).
Alan Bradley: Der Tod sitzt mit im Boot. Deutsch von Gerald Jung und Katharina Orgaß. Penhaligon, 2018, 351 Seiten; 20 Euro.