„Die Tiefsee ist der letzte wahrhaft stille Ort auf Erden.“
Die Zeitschrift „Outside“ schickte James Nestor nach Kalamata, dem Austragungsort der Weltmeisterschaft im Freitauchen (Apnoetauchen). Durch dieses Ereignis begann seine Faszination für das Thema, er beschäftigte sich ausführlicher mit Freitauchen und wurde selbst zum Freitaucher.
In Deep sea erzählt er von der Geschichte des (Frei-) Tauchens und des Meeres, von Haien und der Orientierung am Magnetfeld der Erde, von Walen und Echoortung, von geheimnisvollen Bewohnern der Tiefsee und Biolumineszenz.
Dabei steigt er (im wirklichen Leben und im Verlauf des Buches) immer weiter hinab, mit jedem Erlebnis und jedem Kapitel dringt er tiefer in das Meer ein.
Ich kenne (Frei-) Taucher, habe selbst aber keinerlei eigene Erfahrungen mit dem Thema und habe noch nicht einmal geschnorchelt.
Nestor hat mich mitgenommen auf seine Reise, und ich habe mich bisweilen tatsächlich gefühlt, als wäre ich mit ihm unterwegs, denn seine Schilderungen sind sehr lebendig und so detailliert, dass man sich alles perfekt vorstellen kann. Egal, ob er vom Freitauchen in -100 m Tiefe, vom Uboot in der bathypalagischen Zone – in fast -800 m Tiefe – oder von der Hadalzone in Tiefen von -6000 bis -10800 m berichtet: Stets ist man mit vor Ort, stets hat er mich mit seiner Begeisterung angesteckt, stets habe ich viel Neues gelernt und viel gestaunt.
Sehr schön fand ich zudem die Farbfotos im Buch und die Karte mit der Meerestiefe, den Namen der Zonen und wie weit Taucher, Haie und Wale vorgedrungen sind bzw. vordringen können.
Was mir nicht so gut gefallen hat: Die Auseinandersetzungen mit wissenschaftlichen Befunden zum Thema Magnetfeldorientierung beim Menschen fand ich ein wenig unreflektiert.
Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass mir Nestor durch seine wunderbaren Beschreibungen eine unbekannte Welt gezeigt und mir die Tiefsee nahe gebracht hat. Ein phantastisches Buch!
„Das ist die wahre Erde, die stille Mehrheit mit ihren 71 Prozent. Und so sieht sie aus – gallertig, schieläugig, schwerfällig, leuchtend, flackernd, in ewige Finsternis gehüllt und einem Druck von mehr als 70 bar ausgesetzt.
Die azurblaue Kugel, die wir aus dem Weltall sehen, ist nur die äußerste Lackschicht. Unser Planet ist nicht wirklich blau, er ist nicht voller Grashalme, Wolken, Farben und Licht.
Er ist schwarz.“ (Zitat Seite 198)
James Nestor: Deep Sea. Tauchgang zum Grund des Ozeans. Übersetzung von Karin Schuler und Helmut Reuter. Malik, 2016, 320 Seiten; 14,99 Euro.
Dieser Post ist Teil des Meer-Themas im Mai 2018.