Das Tagebuch der Anne Frank von Ari Folman und David Polonsky (Graphic Diary)

© Ari Folman / David Polonsky – S. Fischer Verlag 2017

„Es ist mir nun mal unmöglich, alles auf der Basis von Tod, Elend und Verwirrung aufzubauen. Ich sehe, wie die Welt langsam immer mehr in eine Wüste verwandelt wird, ich höre den anrollenden Donner immer lauter, der auch uns töten wird, ich fühle das Leid von Millionen Menschen mit.“

© Ari Folman / David Polonsky – S. Fischer Verlag 2017

Ari Folman und David Polonsky haben – nach dem gemeinsamen Erfolg mit dem Animationsfilm und der Graphic Novel Waltz with BashirDas Tagebuch der Anne Frank als Graphic Diary umgesetzt. Ich habe das Tagebuch vor etwa 20 Jahren gelesen, konnte mich jedoch kaum noch an Details erinnern, so dass ich das Graphic Diary nicht nur als visuell spannende Variante des Tagebuchs, sondern auch als inhaltliche Auffrischung verstanden und erlebt habe.

Anne Frank erzählt in ihrem Tagebuch von der Bedeutung des Judentums in ihrer Familie, vom Erstarken des Nationalsozialismus, von der Flucht aus Deutschland, vom neuen Leben im vorerst sicheren Amsterdam und schließlich vom monatelangen Verstecken im Bürogebäude von Annes Vater.

© Ari Folman / David Polonsky – S. Fischer Verlag 2017

Anhand ihrer Aufzeichnungen erfährt der Leser nicht nur von der politischen Situation, der Ausgrenzung, Angst und Sorge, sondern auch von ganz persönlichen Problemen der jugendlichen Anne, die das Gefühl hat, nicht geliebt zu werden, stets im Schatten ihrer Schwester zu stehen, für alle und alles der Sündenbock zu sein.

Folman und Polonsky haben das Tagebuch meiner Meinung nach exzellent umgesetzt und veranschaulichen Annes Gedanken und Gefühle sowie die Geschehnisse in Deutschland und den Niederlanden auf sehr gelungene Weise. Die Zeichnungen sind durchweg wunderbar und oft sehr lebensnah, weisen schöne, liebevolle Details auf und sind bisweilen sehr phantasievoll und kreativ. Obwohl die Geschichte für das Graphic Diary gekürzt wurde, kann man dem Verlauf dennoch problemlos folgen, und es ging keine wesentliche Information verloren.

© Ari Folman / David Polonsky – S. Fischer Verlag 2017

Damit kann ich das Graphic Diary für alle empfehlen, die sich zum ersten Mal mit Anne Frank auseinandersetzen bzw. die Geschichte wieder auffrischen möchten, aber auch allen ans Herz legen, die Das Tagebuch der Anne Frank auf eine neue Art kennenlernen wollen und Gefallen an schönen Zeichnungen finden.

Ari Folmann und David Polonsky: Das Tagebuch der Anne Frank. Graphic Diary. S. Fischer, 2017, 160 Seiten; 20 Euro.

Dieser Post ist Teil des Judentum-Monatsthemas im November 2018.

Dazu hab ich auch was zu sagen!