Das digitale Kalifat von Abdel Bari Atwan

„Jemand, der den Tod nicht fürchtet, ist nahezu unbesiegbar.“

Abdel Bari Atwan schreibt in seinem Buch über Saddam und die drei Golfkriege, Diktatoren und Salafisten, Taliban und al-Qaida, Mullah Omar und Osama bin Laden, den Arabischen Frühling und den Bürgerkrieg in Syrien, Ba‘ath und Assad, Oppositionsgruppen in Syrien und die Arabische Liga, Al-Baghdadi und Kalifat, Verwaltung und Organisation des IS sowie über das Verhältnis des IS zu muslimischen Ländern und dem Westen.

Ich habe mich schon sehr viel mit dem Islam und der arabischen Welt befasst, so dass mir viele der im Buch erläuterten historischen Gegebenheiten geläufig waren. Meiner Meinung nach ist das Buch aber auch für diejenigen gut geeignet, die sich noch nicht intensiver mit der Region auseinandergesetzt haben, da der Autor sehr detailliert erklärt, geschichtliche Zusammenhänge gut verständlich beschreibt, so dass man spätestens nach der Lektüre weiß, wie und warum der IS auf der Bildfläche der Weltgeschichte erscheinen konnte.

Anfangs empfand ich die Schilderungen des Autors etwas zu reißerisch und zu wenig neutral. Natürlich ist Neutralität bei einem solchen Thema schwierig, doch ich fand seine Kommentare ein wenig zu sensationslüstern, polarisierend und emotional besetzt. Ich finde, bei einem Thema wie dem IS braucht es keine weitere Aufbauschung der Fakten, weil die Realität schon schlimm genug ist.

Auch die ziemlich genauen Anleitungen für kriminelle Machenschaften fand ich etwas befremdlich.

Nichtsdestotrotz vermittelt der Autor sehr detailreich Informationen zu historischen Gegebenheiten und zu politischen Ereignissen, erklärt Zusammenhänge, Ursachen und Wirkungen.

Das digitale Kalifat ist im Verlauf sehr empfehlenswert, wenn man sich für die Entstehung des IS und die Zusammenhänge zwischen Weltpolitik und IS interessiert.

Abdel Bari Atwan: Das digitale Kalifat. Aus dem Englischen von Laura Su Bischoff. C.H. Beck, 2016, 299 Seiten; 16,95 Euro.

Dieser Post ist Teil des Themas „Flucht und Migration“ im April 2017.

Dazu hab ich auch was zu sagen!