
„Das Bankkonto war gesperrt, wir hatten zu Hause keinen Pfennig mehr, und meine Eltern mussten sich dringend etwas einfallen lassen.“ (Seite 70)
Der 14-jährige Daniel Hormann lebt 1983 zusammen mit seinen Eltern und drei Geschwistern in einem Bungalow in Norddeutschland. Das Dach ist undicht, es regnet rein, überall stehen Eimer, Töpfe, Schüsseln und Auflaufformen, in denen Regenwasser aufgefangen wird.
Die Eltern sind pleite und können das Dach nicht reparieren lassen, leben aber so, als gäbe es keine finanziellen Probleme, wahren den Schein nach außen und denken nicht viel über Konsequenzen ihres Verhaltens nach.
Daniel wünscht sich mit großer Leidenschaft einen ganz bestimmten Konfirmationsanzug: ein nachtblaues Jackett, eine weinrote Fliege und eine steingraue Flanellhose. Dieser Traum droht zu platzen, denn Geld für den Anzug ist (natürlich) keins da.
Im Roman wird zum einen die Geschichte der Familie erzählt, Christian Schünemann berichtet von Geldsorgen, von Daniels Pubertät, von seiner Freundschaft mit Zoe und mit dem französischen Austauschschüler Jean-Philippe. Der Leser erfährt zum anderen aber auch von der Geschichte früherer Generationen der Familie, Schünemann erzählt von Kriegszeiten, geht Jahrzehnte zurück in der Geschichte.
Mir hat der Roman gut gefallen. Er ist nicht nur lebendig geschrieben und wird fesselnd erzählt, sondern er hat mich auch in die 1980er Jahre versetzt. So hat mir nicht nur die Familiensituation, Daniels Sehnsüchte und Wünsche nahe gebracht, sondern auch eine ganz besondere Zeit wiederaufleben lassen.
Christian Schünemann: Bis die Sonne scheint. Diogenes, 2025, 256 Seiten; 25 Euro.