Experten aus Erfahrung. Peerarbeit in der Psychiatrie von Jörg Utschakowski, Gyöngyvér Sielaff, Thomas Bock und Andréa Winter (Hrsg.)

„Wenn Menschen, die als chronisch krank betrachtet wurden, wieder genesen können, wenn Psychiatrieerfahrene, psychiatrische Fachkräfte und Angehörige sich gegenseitig als Experten anerkennen und die eigene Erfahrung von seelischen Erschütterungen zur Berufskompetenz wird, dann werden lang tradierte Glaubens- und Handlungsgrundsätze infrage gestellt.“ (Seite 11)

Die Autoren setzen sich in Experten aus Erfahrung mit verschiedenen Facetten und Aspekten von Peerarbeit auseinander.

Sie berichten u.a. von Vorteilen und Problemen des professionellen Peer-Supports, Trialog, Recovery, Empowerment, Voraussetzungen und Bedingungen der Peerarbeit, Ausbildung von Experten durch Erfahrung, Erfahrungen im stationären und ambulanten Bereich, Resilienzförderung für Angehörige durch Angehörige, Erwartungen und Befürchtungen psychiatrischer Fachpersonen bezüglich der Beschäftigung von Peers, Fortbildung und Forschung sowie Ausblick und Perspektiven.

Immer dann, wenn ich von Peerarbeit lese, wünschte ich, ich wäre viel früher auf das Thema gestoßen, denn es wäre sicherlich eine große Bereicherung für das Leben mir wichtiger Personen mit psychischen Störungen gewesen.

Ich empfinde Peerarbeit als einen essentiellen Teil der Behandlung psychischer Störungen und sehe z.B. in meiner täglichen psychotherapeutischen Arbeit, wie wichtig Erfahrungsberichte von Mitpatienten sind, wie sehr Patienten von ihren Peers profitieren und lernen, dass dieser Austausch eine ganz andere Bedeutung hat, als von Experten durch Ausbildung zu lernen.

Experten aus Erfahrung deckt eine große Bandbreite an Themen ab und informiert dadurch sehr detailliert über Peerarbeit. Dabei empfand ich manche Texte als besser lesbar und spannender geschrieben als andere, so wie es meistens der Fall ist, wenn mehrere Autoren Texte für eine Sammlung schreiben.

Alles in allem hat mir das Buch wichtige Impulse für meine eigene Tätigkeit gegeben und ebnet (hoffentlich) den Weg für ein Umdenken in der psychiatrischen Arbeit, was ich als längst überfällig empfinde.

„[…] Fazit, dass Peerarbeit nach aktueller Forschung ein vielversprechender Ansatz ist, von dem nicht nur die betroffenen Nutzer profitieren, sondern auch das allgemeine therapeutische Klima in den psychiatrischen Einrichtungen.“ (Seite 19)

Jörg Utschakowski, Gyöngyvér Sielaff, Thomas Bock und Andréa Winter (Hrsg.): Experten aus Erfahrung. Peerarbeit in der Psychiatrie. Psychiatrie Verlag, 2016, 295 Seiten; 30 Euro.

Dazu hab ich auch was zu sagen!