„Professionell Tätige in der psychosozialen und psychiatrischen Praxis kennen sie alle: Klientinnen und Klienten, zu denen es uns einfach nicht gelingt, einen Zugang zu finden, die uns regelmäßig an professionelle Grenzen bringen.“ (Seite 7)
Karsten Giertz, Lisa Große und Silke B. Gahleitner haben für ihr Buch wichtige Aspekte und Facetten zusammengetragen, die sich alle um Klienten drehen, die im professionellen Kontext herausfordernd sein können, weil sie z.B. die Behandlung verweigern oder nicht nachhaltig von einer Behandlung profitieren.
Die Autoren schreiben u.a. von Traumatisierung, Wohnungslosigkeit, Unterbringung, Abhängigkeitserkrankungen, Doppeldiagnosen, jugendlichen Systemsprengern, aufsuchender Psychotherapie und Peer-Arbeit.
Das Buch ist ein wenig anders, als ich erwartet hatte. Es ist meiner Meinung nach in weiten Teilen eher sozialarbeiterisch und für mich persönlich (als klinische Psychologin) gar nicht so praxisrelevant. Ich bin eher davon ausgegangen, dass es hier praktische Tipps für die psychotherapeutische Arbeit mit herausfordernden Patienten gibt, aber letztendlich fand ich dieses ganz andere Konzept des Buches gar nicht störend, sondern sogar bereichernd, weil ich dadurch Wissen erworben habe, das ich sonst wahrscheinlich nie bekommen hätte.
Den Schreibstil fand ich bisweilen etwas theoretisch, wodurch sich das Buch oft recht sachlich, fast trocken liest. Insgesamt findet man aber sehr spannende Informationen über herausfordernde Klienten und kann diese Personen aus mehreren Blickwinkeln und bezüglich unterschiedlicher Aspekte betrachten.
„Gerade die Menschen, die schwer erreichbar sind, die sich als nicht ‚krankheitseinsichtig‘ und nicht-compliant zeigen, sind in der Regel diejenigen, die am meisten Unterstützung brauchen, aber sie oft am wenigsten bekommen.“ (Seite 147)
Karsten Giertz, Lisa Große und Silke B. Gahleitner: Hard to reach. Schwer erreichbare Klientel unterstützen. Psychiatrie Verlag, 2020, 157 Seiten; 25 Euro.