„Ich hasse das gewöhnliche Treiben der Menschen und wäre lieber wieder auf einer Eisscholle.“
Im Jahre 1880 unterbricht Arthur Conan Doyle sein Medizinstudium und heuert als Schiffsarzt auf dem Walfänger Hope an. Für 5 1/2 Monate reist er durch die Arktis, lernt den Alltag auf dem Schiff kennen, erlegt Robben und Möwen, ist Zeuge des Walfangs und verfasst ein Logbuch mit den Beschreibungen der alltäglichen Routine auf der Hope und den wichtigsten Vorkommnissen.
Ergänzt wird das Logbuch durch einen Auszug aus dem Faksimile des Originallogbuchs mit Zeichnungen Doyles, biografischen Informationen über Doyle, Erklärungen, wie ihn die Arktis veränderte, was er über sie geschrieben hat und wie seine Erlebnisse auf der Hope die Geschichten um Sherlock Holmes und Dr. Watson geprägt haben.
Ich bin große Liebhaberin von Doyles Kriminalfällen und war aus diesem Grunde sehr gespannt darauf, wie er über ein ganz anderes Thema schreibt. Da ich zudem schon sehr viel über die Arktis gelesen habe und mich alte Reiseberichte sehr faszinieren, hat mich seine Reise auf dem Walfänger auch in dieser Hinsicht sehr interessiert.
Die Einführung ins Buch fand ich nicht sonderlich fesselnd, doch das Logbuch Doyles mit den Einblicken in Walfang, die Arktis und das Leben auf der Hope hat mich begeistert, da es amüsant zu lesen und sehr informativ ist sowie spannend erzählt wird.
Die zahlreichen Fußnoten im Logbuch sorgen dafür, dass man das Gelesene besser einordnen und verstehen kann, hemmen aber auch den Lesefluss, so dass die Lektüre im Verlauf nicht so flüssig und unterhaltsam zu lesen war, wie ich anfangs gedacht hatte.
Das Buch bietet nicht nur Einblicke in die Person Doyles, sondern lässt den Leser zudem an der Jagd teilhaben, was zwar nicht immer schön, aber sehr eindrücklich ist. Dabei fallen der für die Epoche allzu sorglose Umgang mit der Natur und das unreflektierte Töten von z.T. seltenen Tierarten auf, so dass das Buch auch eine Art Kulturgeschichte des ausgehenden 19. Jahrhunderts darstellt. Wer mehr über dieses Thema, allerdings in Bezug auf das Töten von Büffeln und Pelztieren in Nordamerika, lesen möchte, dem empfehle ich Butcher‘s Crossing von John Williams und Der Totgeglaubte von Michael Punke.
Arthur Conan Doyle: „Heute dreimal ins Polarmeer gefallen“. Tagebuch einer arktischen Reise. Aus dem Englischen übersetzt und erweitert von Alexander Pechmann. btb Verlag, 2017, 339 Seiten; 14,99 Euro.
Dieser Post ist Teil meines Monatsthemas „Arktis und Antarktis“ im Januar 2021.