„Schweden sind wir nicht, Russen wollen wir nicht werden, also lasst uns Finnen sein!“ (Seite 37)
Ich kenne bereits mehrere Fettnäpfchenführer, die mir sehr gut gefallen haben, und da ich Finnland noch nie selbst bereist habe, das Land aber schon lange auf meiner Reise-To-do-Liste steht, war ich sehr gespannt auf den Fettnäpfchenführer Finnland. Leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt, denn ich habe zwar einiges über Finnland gelernt, aber insgesamt hat mir das Buch viel weniger gefallen als andere Fettnäpfchenführer.
Dreh- und Angelpunkt des Finnland-Fettnäpfchenführers ist Greta, die zum Studieren nach Helsinki geht. Anhand ihrer Erlebnisse in Finnland bietet die Autorin Gudrun Söffker einen Einblick in die Gepflogenheiten im Land und die Mentalität der Finnen. Söffker erzählt unter anderem von Eismeer und Mooren, Finnair und Moskitos, Schären und Städten, Kaffee und munkki, Russland und Schweden, Sport und Nahrungsergänzungsmitteln, Sozialleben und Rückzug, Lehnwörtern und Grammatik, Tango und Siideri, Mitternachtssonne und Sommerhaus, Sauna und Haubentauchern, Salmiakeis und Teereis, Lappland und Samen, Jedermannsrecht und Nationalparks, Unabhängigkeitstag und Vorweihnachtsfeiern, Geschlechterrollen und Gleichberechtigung.
Was mir an dem Buch sehr gut gefallen hat, sind der unterhaltsame Schreibstil und die Tatsache, dass man wirklich viel über Finnland und die Finnen erfährt. Auch habe ich beim Lesen Lust auf eine eigene Reise bekommen und wurde von Söffker neugierig auf Land und Leute gemacht.
Beim Lesen hatte ich aber das Gefühl, dass Greta vor allem deshalb aneckt, weil sie generell wenig sozial kompetent ist, nicht weil die im Buch beschriebenen Unterschiede zwischen Deutschen und Finnen so groß sind. Ich empfand ihr Auftreten als unverschämt und unreflektiert, sie als Person unsympathisch und nervig, nicht so wie die Protagonisten in anderen Fettnäpfchenführern, die eher unbeholfen, drollig, aber freundlich und charmant wirken. Das Ganze hat sich – natürlich – auf meine Stimmung bei der Lektüre und auf meine Empathie mit der (obgleich fiktiven) Protagonistin ausgewirkt.
Ein wirklicher „Clash of Cultures“ hat mir in diesem Buch gefehlt, und ich finde, dass diesbezüglich im Buch viele Chancen verpasst wurden. Da ich selbst Finnen kenne, fallen mir mehrere Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland ein, die im Buch meiner Meinung nach intensiver hätten behandelt werden können und sollen. Z.B. führt der Temperamentsunterschied zwischen den eher wortkargen, zurückhaltenderen Finnen und den oft quirligeren Deutschen in meinen Augen oft zu Missverständnissen und Unsicherheiten, wofür man im Buch Erklärungen für Ursachen und Strategien für ein gelungenes Miteinander hätte geben können.
Nichtsdestotrotz habe ich das Buch recht gerne gelesen, und ich freue mich auf weitere Fettnäpfchenführer.
Gudrun Söffker: Fettnäpfchenführer Finnland. Wenn der Fisch nicht beißt, spart man den Wurm. Conbook, 2019, 256 Seiten; 12,95 Euro.
Dieser Post gehört zum Finnland-Monatsthema im Januar 2020.