„Kaiserpinguine sind die zähesten Vögel von allen; sie schaffen es, sich in einem Klima warm zu halten, in dem selbst der robuste Vielfraß eingehen würde. Der beste Beweis dafür ist das Küken des Kaiserpinguins – des einzigen Pinguins, eigentlich des einzigen Tieres überhaupt, das es wagt, im tiefsten antarktischen Winter auf die Welt zu kommen.“ (Seite 9)
Etwa 2500 Kilometer nördlich des Südpols und 4000 Kilometer südwestlich der nächstgelegenen Stadt, Hobart auf Tasmanien, lebt eine Kaiserpinguinkolonie, die hier mitten im Polarwinter bei bis zu -45°C und bei Stürmen mit bis zu 180km/h ihre Eier ausbrütet und ihre Kinder großzieht.
Hierhin zieht es im Juli 1997 den Fotografen Bruno „Pinguin“ Zehnder, der schon seit seiner Kindheit von Pinguinen fasziniert ist und der in der russischen Forschungs- und Versorgungsstation Mirny unterkommt, die nur 2 1/2 Kilometer von der Pinguinkolonie entfernt ist. Von hier aus unternimmt er Fototouren, denn sein großer Wunsch ist, ein Kaiserpinguinküken beim Schlüpfen zu fotografieren.
Ned Zeman erzählt in seinem schmalen Büchlein nicht nur von der Pinguinkolonie in der Ostantarktis, sondern auch von der Antarktis selbst, von ihrer Geschichte, von den Entdeckungsreisen von Roald Amundsen, Robert Falcon Scott und Ernest Henry Shackleton, vom Klima und der Geologie sowie vom Leben in der Forschungsstation Mirny. Dabei bringt er Zahlen wie die Größe der Antarktis an sich, der Eisdicke oder des Süßwasserspeichers in Relation zu bekannten Größen und ermöglicht es dem Leser so, sich das Unmögliche und das Unvorstellbare vorzustellen.
Neben all diesen Informationen zu Pinguinen und dem siebten Kontinent berichtet Zeman zudem von Zehnder, seinem Leben und seinem Traum und erzählt so eine packende Geschichte, in der er nicht nur die ganze Faszination der Antarktis eingefangen und in Worte gefasst hat, sondern in der er auch deutlich macht, dass die Antarktis neben all der Schönheit auch eine erbarmungslose Region ist, in der der Mensch schnell hilflos werden und in Gefahr geraten kann.
Sehr schön fand ich auch die vielen Fotografien im Buch, die zwar s/w sind, aber einen gelungenen Einblick in die Antarktis und die Pinguinkolonie bieten.
Ned Zeman: Der König der Pinguine. Ein Mann und seine Suche nach dem größten Moment seines Lebens. Aus dem Englischen von Claudia Buchholtz. DuMont Reiseverlag, 2017, 120 Seiten; 5,95 Euro.
Dieser Post ist Teil meines Monatsthemas „Arktis und Antarktis“ im Januar 2021.