„In der Zwischenzeit versuche ich mir, wie früher, das Schlimmste vorzustellen, das ich dort vorfinden könnte, so dass die Realität dahinter nur noch zurückbleiben kann.“
Die Ich-Erzählerin Eva erhält einen Brief von Pim, mit dem sie zur Schule gegangen ist, mit dem sie über Jahre hinweg eng befreundet war und dessen Bruder Jan bald 30 Jahre alt geworden wäre. Pim lädt Eva zu Jans posthumer Feier und zur Einweihung seiner fast vollautomatischen Melkanlage ein. Und so macht sich Eva auf den Weg in ihr Heimatdorf – mit einem Eisblock im Kofferraum und vielen Gedanken an ihre Kindheit und Jugend.
Lize Spit erzählt ihre Geschichte um Eva auf verschiedenen Zeitebenen, nimmt den Leser mit in den Sommer 2002, der im Buch und in Evas Leben eine zentrale Rolle spielt, geht zurück ins Jahr 1993, als die drei Freunde Eva, Pim und Laurens zueinandergefunden haben, und macht immer wieder einen Schwenk in die Gegenwart, in der Eva mit dem Auto in ihr Heimatdorf unterwegs ist.
Ich empfand Und es schmilzt als sprachlich anspruchsvoll und gut erzählt, auch wenn ich mir wegen des Spannungsbogens nicht ganz sicher bin, denn für mich persönlich war es so, dass ich keine anderen Rezensionen zum Buch gelesen habe, aber wusste, dass das Buch viele Leser schockiert und emotional stark bewegt hat. Vielleicht aus diesem Grunde hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass Unheil in der Luft liegt, dass die Geschichte auf ein tragisches Ende zurast. Und dieses Warten auf das große Geheimnis des Romans hat Spannung und Anspannung erzeugt.
Ich bin jedoch nicht sicher, ob ich die Geschichte und die Art und Weise, wie sie erzählt wird, auch so packend gefunden hätte, wenn ich noch gar nichts über das Buch gehört hätte, denn die Geschichte um Eva wird eigentlich recht gemächlich erzählt, und es dauert eine ganze Weile, bis man versteht, was in Evas Familie, im Rahmen ihrer Freundschaft mit Pim und Laurens sowie im Dorf an sich überhaupt vor sich geht.
Am Ende ging es mir wie vielen anderen Rezensenten, und ich wusste mehrere Tage nicht, was ich von der Geschichte und dem Buch halten soll. Ohne zu viel zu verraten, kann ich aber sagen, dass ich das Verhalten der Protagonisten oft unglaubwürdig fand und dass mir viele Aspekte der Geschichte zu grausam und zu reißerisch waren.
Hervorheben möchte ich noch die extrem gelungene Aufmachung des Buches: der reliefartige Einband mit den Buchstaben, die wie aus Eis gemacht aussehen, der lilafarbene Vorsatz, der grüne Schnitt und das lilafarbene Lesebändchen.
Lize Spit: Und es schmilzt. Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. S. Fischer, 2017, 505 Seiten; 22 Euro.
Mir ging es ganz ähnlich wie Dir, habe mich über weite Strecken durchgequält und es nur zu Ende gebracht, weil mich eine Freundin um mein Urteil gebeten hatte. Das Cover finde ich allerdings auch sehr cool …
Ich kann nicht mal sagen, dass ich es schlecht fand. Aber ich fand es unheimlich schwer, mir überhaupt eine Meinung zu bilden. Ganz sonderbar…
Ich bin sehr froh, dass es dir bei diesem Buch so ging wie mir! Auch mich trieb eine fremdgesteuerte Spannung an, da ich wusste, es passiert was Schlimmes, konnte mir aber bis zur Offenbarung nicht vorstellen, was das sein sollte.
Ich weiß immer noch nicht, wie ich es bewerten soll…
Ganz verstehe ich nicht, was du meinst, wenn du sagst, „…dass ich das Verhalten der Protagonisten oft unglaubwürdig fand…“. Kannst mir das auch gerne privat schreiben, um nicht zu spoilern. 😉
GlG vom monerl
Huhu, danke für deine Rückmeldung! Ich schreib dir tatsächlich lieber eine PN, weil ich sonst zu viel verraten würde… Liebe Grüße und bis gleich 🙂