
„Der Teufel soll mich holen. Das Klavier ist vollkommen verstimmt, aber ich könnte schwören: Der Zwerg spielt Tschaikowski.“ (Seite 44)
Im Sommer vorm Abitur reist Fritzi Prager in die Toskana und wird schwanger von einem älteren Mann aus Hamburg, den sie in Lucca trifft.
Fritzi entbindet einen Jungen – Hannes – und lernt im Krankenhaus Güneş kennen, die gerade ein Mädchen – Polina – zur Welt gebracht hat. Fritzi und Güneş freunden sich an, und auch zwischen Hannes und Polina entsteht eine tiefe Bindung.
Fritzi und Hannes ziehen in eine alte Villa, wo auch Heinrich Hildebrand lebt, der bis zu seinem Hörverlust auf dem linken Ohr am Wiener Konservatorium Klavier studiert hat. Und dort entdeckt Hannes das Klavierspielen für sich und spielt bald ganze Sonaten auswendig.
Hannes und Polina sehen sich oft nur unregelmäßig, und bisweilen liegen viele Jahre zwischen ihren Begegnungen, doch die starke Verbundenheit bleibt.
Für Polina hat mich direkt in seinen Bann gezogen, ist ebenso leichtfüßig wie tiefgründig und anspruchsvoll geschrieben. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich von Anfang an so ver- und bezaubert hat.
Takis Würger, von dem ich vor einigen Jahren Stella als Hörbuch gehört habe, erzählt auf sehr eindringliche, einfühlsame, berührende Weise von der Zuneigung zwischen Fritzi und Hannes, zwischen Hannes und Polina, zwischen Hannes und der Musik. Und obwohl der Roman oft tragisch ist, kommt er ganz ohne Pathos aus, gleitet nie ins Kitschige oder Rührselige ab, sondern ist einfach von Anfang bis Ende irgendwie magisch, sehr schön, sehr bewegend und auch hoffnungsvoll.
Während des Lesens war ich immer wieder traurig wegen des Schicksals der Figuren, nach dem Auslesen, weil die Geschichte nun zu Ende ist, der ich gerne noch viel länger gefolgt wäre.
Ein Lieblingsbuch 2025!
Takis Würger: Für Polina. Diogenes, 2025, 304 Seiten; 26 Euro.