„Nach dem Verlust einer geliebten Person begibt man sich auf einen Weg, ohne zu wissen, wohin er führt. Manchmal führt dieser Weg in die Dunkelheit. Manchmal zurück ins Licht. Diesen Weg geht man allein, auch wenn man von Menschen umgeben ist. Auf diesem Pfad gibt es keine Wegweiser. Niemand kann einem sagen, wie man es schafft, einen Fuß vor den anderen zu setzen, das Gewicht der Trauer schwer im Gepäck.“ (Seite 9)
Louise Brown ist Trauerrednerin, und ich habe bereits ihr wundervolles Buch Was bleibt, wenn wir sterben als Hörbuch gehört.
Was bleibt, wenn wir schreiben ist dafür gedacht, dass man ins Buch hineinschreibt, was einen nach einem Verlust belastet oder auch bereichert, welche Erinnerungen man sich unbedingt bewahren möchte.
Nach erklärenden einführenden Texten, die sich um Trauer und Verlust drehen, stellt Brown viele reflektierende Fragen. Hier findet sich viel Platz für eigene Gedanken und Geschichten, so dass das Buch zu einer Art Memorial für Verstorbene werden kann. Brown ergänzt die freien Stellen für eigene Worte mit ihren Anmerkungen bzw. ihren eigenen Antworten auf ihre Fragen, so dass man stets auch eine andere Sicht auf Dinge bekommen kann.
Schreiben hat mir oft bei Verlust und Trauer geholfen, z.B. Briefe-Schreiben an den Verstorbenen und der Start meines Blogs. Ich kann Schreiben also aus eigener Erfahrung sehr empfehlen, wenn es um den (konstruktiven) Umgang mit Tod, Sterben und Vergänglichkeit geht.
Brown schreibt auf hoffnungsvolle, wertschätzende, empathische, warme und respektvolle Weise, und das Lesen ihrer Worte ermöglicht einen wichtigen und besonderen Blick auf die Themen Trauer und Tod.
Ich empfinde das Buch als echten Trauerbegleiter, nehme hier sehr viel für mich persönlich mit, aber habe auch Ideen für Psychotherapie mit Trauernden bekommen.
Natürlich ist das Buch konfrontativ, jede Auseinandersetzung mit dem Tod ist das meiner Meinung nach. Beim Lesen habe ich mich viel an eigene Verluste erinnert, habe mich mit meiner eigenen Sterblichkeit auseinandergesetzt und wurde schmerzlich daran erinnert, dass das Leben immer Abschiede bereithält. Ich empfinde diese Auseinandersetzung als wichtig, auch wenn sie nicht schön ist.
Louise Brown: Was bleibt, wenn wir schreiben. Ein Journal für die Zeit der Trauer. Diogenes, 2023, 240 Seiten; 22 Euro.