„Wie kann man das tun, sich mit Sprengstoff beladen und mitten in der Menge hochjagen?“ (Seite 48)
Der Araber Amin ist erfolgreicher Chirurg, ist glücklich verheiratet mit Sihem und lebt sein Leben scheinbar fernab des Nahostkonflikts, fernab der Ungerechtigkeit, die seinem Volk widerfährt, fernab der Intifada.
Eines Tages wird seine heile Welt zerstört, denn alles deutet darauf hin, dass Sihem für ein Selbstmordattentat und den Tod unschuldiger Menschen verantwortlich ist.
Amin versucht schließlich, den Geheimnissen seiner Frau auf den Grund zu gehen, und begibt sich in die Zentren des palästinensischen Widerstandes.
Ich habe den Roman Die Attentäterin von Yasmina Khadra schon vor vielen Jahren gelesen, halte ihn für eines der besten Bücher zum Thema und habe nun die Graphic Novel zum Roman gelesen, die schon x Jahre ungelesen in meinem Regal stand.
Yasmina Khadra beschönigt nichts und beschreibt das Misstrauen und die Diskriminierung im eigenen Land, gibt dem Leser Gründe für und gegen Fundamentalismus/Selbstmordattentate, klärt über die Missstände in Palästina/Israel auf, berichtet vom Leiden der Menschen, von der Allgegenwärtigkeit des Kampfes, vom Fehlen eines sorglosen und freudvollen Lebens, von Hass, Ohnmacht und dem Verlust der Selbstachtung. Auf der Suche nach den Geheimnissen seiner Ehefrau wird Amin endlich wieder bewusst, woher er kommt; er erkennt, dass er Scheuklappen getragen hat, die Augen vor der politischen Misere und dem Leid der Palästinenser verschlossen hat.
All dies wird auch in der Graphic Novel deutlich, für die der ursprüngliche Text natürlich stark gekürzt wurde. Aufgrund der lebendigen und ausdrucksstarken Zeichnungen bekommt der Leser jedoch ähnlich viele Informationen wie im Roman, fühlt mit Amin mit, geht mit auf die Reise durch Palästina und Israel.
„Wir lassen sie doch nicht das Haus zerstören? Das ist doch Irrsinn!‘
‚Was ist schon ein Haus, wenn man ein ganzes Land verloren hat?‘“ (Seite 142)
Loïc Dauvillier und Glen Chapron: Das Attentat Gebundene Ausgabe. Nach dem Roman von Yasmina Khadra. Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock. Carlsen, 2014, 160 Seiten; vergriffen.