„Die ganze Welt verurteilt uns als Terroristen. Menschen, deren Häuser über ihren Köpfen zerstört werden, betrachtet man als Terroristen!“
Joe Sacco erzählt in der Graphic Novel Gaza von zwei Massakern, die sich im Jahre 1956 im Gaza-Streifen zugetragen haben: das in Chan Yunis, laut der UN das größte an Palästinensern auf palästinensischem Boden verübte Massaker, bei dem 275 Menschen getötet wurden, sowie das in Rafah, bei dem Dutzende palästinensische Männer getötet wurden.
Im Anhang finden sich zudem Dokumente und Quellen zu den Massakern sowie Interviews mit Israelis und palästinensische Angaben zur Zerstörung von Wohnhäusern in Rafah im Jahre 2003.
Saccos düstere Zeichnungen vermitteln einen trostlosen Eindruck vom Leben im Gaza-Streifen und bieten einen guten Einblick in den Nahostkonflikt, in ägyptische Politik unter Nasser sowie in die alltägliche Menschenrechtsverletzung in Israel und den besetzten Gebieten. Wer sich bisher nur aus israelischer Sicht mit dem Nahostkonflikt befasst hat, wird hier einiges über die Armut und die Not des palästinensischen Volkes, über Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, über Gewalt und Unmenschlichkeit gegen Palästinenser lernen. Damit trägt das Buch meiner Meinung nach entscheidend zum differenzierteren Verständnis des Konflikts und zur komplexeren Betrachtung der Problematik bei.
Gaza ist ein Buch, das traurig, wütend und hilflos macht ob der Ignoranz der Welt für die Belange und das Leid der Palästinenser. Eine sehr empfehlenswerte Graphic Novel!
„Die Ermordung eines Palästinensers ist in Gaza Routine. Sein Verlust wird außerhalb des engen Kreises von Familie, Nachbarn und Freunden keine Wellen schlagen.“
Joe Sacco: Gaza. Edition Moderne, 2011, 416 Seiten; 21,99 Euro.
Dieser Post gehört zum Thema Palästina und Israel im Juni 2017.