Suketu Mehta hat eine umfassende Reportage über die indische Metropole Bombay/Mumbai verfasst. Anhand verschiedener Protagonisten, die stellvertretend für einen bedeutenden Aspekt der Stadt stehen, hat er die Probleme und die Besonderheiten Mumbais detailliert und realistisch geschildert. Erzählt wird beispielsweise die Geschichte von Monalisa – und mit ihr die Geschichte der Prostitution, der Tänzerinnen, der Bars. Mehta berichtet von dem Polizisten Ajay Lal – und mit ihm von Folter, von Korruption, von Kriminalität, von Gewalt. Und durch Sevantibhai lernt der Leser den Jainismus und dessen Maxime der Askese und Entsagung kennen.
Mehta lässt wenig aus und demonstriert dem Leser eine Metropole am Abgrund, eine Stadt der Extreme, des Drecks, der Krankheiten, der Luftverschmutzung, der Kriminalität, der Korruption, des Elends, der Prostitution, der Slums, der Auftragskiller. Nichts wird beschönigt, und dennoch wertet der Autor die Stadt nicht ab, reduziert sie nicht auf eine kaputte und chaotische Ansammlung von Millionen von Menschen. Als Leser steckt man mittendrin im Mief der Stadt und lernt unzählige Aspekte des indischen Alltags kennen, erfährt von der neueren Geschichte Indiens und den aktuellen Zuständen im Land. Dabei wird es bisweilen unappetitlich und sehr explizit, wenn es beispielsweise um die Schilderung von Folterungen oder Selbstverletzungen geht.
Bombay – Maximum City ist ein beeindruckendes Zeugnis Indiens im Allgemeinen und Mumbais im Speziellen. Wer sich für Indien interessiert, sollte Bombay – Maximum City unbedingt lesen!
Suketu Mehta: Bombay – Maximum City. Aus dem Englischen von Anne Emmert, Heike Schlatterer und Hans Freundl. Suhrkamp, 2008, 781 Seiten; 15 Euro.
Diese Rezension ist Teil des Indien-Themas im Januar 2017.