
„Wir wissen nicht mehr, wohin mit den Juden… Kurz, wir sind hier versammelt, um die technischen Einzelheiten für die Endlösung der Judenfrage zu regeln.“ (Seite 22)
Die Graphic Novel behandelt eines der Schlüsselereignisse des Holocausts an den europäischen Juden: die Wannsee-Konferenz.
Am 20. Januar 1942 treffen sich in einer prächtigen Villa am Wannsee 15 hochrangige Vertreter des Dritten Reiches, „um den Willen des Führers umzusetzen“ (Seite 13). Es handelt sich um eine geheime Zusammenkunft mit Obergruppenführer Heydrich, der die Konferenz leitet.
Ich habe schon sehr lange großes Interesse am Dritten Reich und habe mich viel mit dem Holocaust befasst. Ich mag Graphic Novels sehr gern, so dass ich ausgesprochen neugierig auf diese Graphic Novel gewesen bin.
Mir haben die sehr besonderen Zeichnungen mit weichen, verschwommenen Details und oft sehr klaren Konturen sehr gut gefallen. Auch inhaltlich kann ich die Graphic Novel sehr empfehlen für jeden, der oder die sich näher mit dem Holocaust und der Wannsee-Konferenz auseinandersetzen möchte, denn hier bekommt man viele Informationen, die aufgrund der gelungenen Zeichnungen auf sehr düstere Weise transportiert werden, so wie man das bei der Thematik erwarten würde.
Die dezidierte Planung der Vernichtung der Juden löst beim Lesen Ekel und Abscheu aus. Und dennoch ist es enorm spannend, dies im Detail zu lesen, fast live dabei zu sein und mitzuverfolgen, mit wie viel Unmenschlichkeit und Kalkül die Vernichtung geplant wurde.
Die Graphic Novel ist sehr dialoglastig und liest sich dadurch sehr lebendig, was die Lektüre noch unheimlicher und düsterer macht.
Fabrice Le Hénanff. Wannsee. Übersetzung von Thomas Laugstien. Knesebeck, 2019, 88 Seiten; 25 Euro.